Wälder: Beschwerde gegen Rumänien, Rolle im Klimaschutz

Wegen fortgesetzter Waldzerstörung haben EuroNatur, Agent Green und ClienEarth am Mittwoch bei der EU-Kommission erneut offizielle Beschwerde gegen die rumänische Regierung eingereicht. Darin geht es um "die Untätigkeit der rumänischen Regierung, den großflächigen Abholzungen und Kahlschlägen von Ur- und Naturwäldern in Schutzgebieten entgegenzuwirken".
Anfang April hatten EuroNatur und Agent Green in einer Studie gezeigt, wie wenig Rumänien für den Schutz der kostbaren Ökosysteme in Ur- und Naturwäldern tut (EU-News 09.04.2020). Die Waldzerstörung führe zum unumkehrbaren Verlust einzigartiger Lebensräume und Arten, viele davon in Natura-2000-Gebieten. Es läuft bereits ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die rumänischen Behörden (EU-News 13.02.2020).
"Unsere jetzige Beschwerde liefert der Europäischen Kommission neue Beweise, dass die illegalen Abholzungen eine schwere Umweltkrise darstellen, die viele Schutzgebiete in Rumänien betrifft. Wir hoffen, dass die Kommission dadurch schneller aktiv wird. Jetzt haben wir die letzte Chance, Maßnahmen zu ergreifen, bevor die Schäden an diesen herausragenden Ökosystemen irreversibel werden", betonte Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur. Im Natura 2000-Gebiet Maramureș beispielsweise hätten Wissenschaftler*innen mehr als 10.000 Hektar Kahlschläge festgestellt. Ganze Gebirgszüge seien ihrer Waldlebensräume und all der darin lebenden Tierarten vollständig beraubt worden. Ein schnelles Eingreifen der Europäischen Kommission sei nötig.
Die Waldschutzorganisation FERN erklärt in einem Briefing "Biodiversity first" die wichtige Rolle europäischer Wälder im Klimaschutz. Die Debatten über Biodiversität und Klima müssten wie nie zuvor zusammenkommen. Der "billigste, effektivste und am leichtesten verfügbare Weg", Kohlendioxid zu reduzieren, bestehe darin, europäische Wälder und andere natürliche Ökosysteme zu schützen und wiederherzustellen. Natürliche und vielfältige Wälder speichern aber nicht nur mehr Kohlenstoff, sondern sind auch widerstandsfähiger gegen natürliche Störungen wie Stürme, Schädlinge, Krankheiten und Dürren, die aufgrund der Klimakrise zunehmen werden. Je komplexer und vielfältiger ein Waldsystem sei, desto weniger anfällig sei es. Die EU sollte deshalb die wenigen verbliebenen Urwälder erhalten, überdurchschnittlich ausgebeutete Wälder renaturieren sowie in Plantagen auf unterschiedliche Arten verschiedenen Alters achten. FERN hat außerdem Empfehlungen für politische Initiativen der EU, darunter das EU-Klimagesetz, die Biodiversitätsstrategie, die Waldstrategie und das Klimapaket 2030 erarbeitet. [jg]