Weltklimakonferenz: Zwischen fossiler Vormacht und kleinen Schritten

Belém, die Stadt an der Amazonasmündung, hat die Welt mit offenen Armen empfangen und mit einer beeindruckenden Energie Raum für Begegnung, Protest und Debatten geboten – mitten in einer Region, die politisch und wirtschaftlich lange vernachlässigt wurde. Das Ergebnis der Verhandlungen bleibt deutlich hinter den Hoffnungen und dem, was nötig ist, zurück. Zwischen Ernüchterung und Aufbruch lohnt es sich, genauer hinzuschauen.
Für einen kurzen Hoffnungsschimmer sorgte die brasilianische Initiative, einen Fahrplan für den globalen Ausstieg aus fossilen Energien zu beschließen. Hier entstanden im Laufe der Verhandlungen große Aufmerksamkeit und Hoffnung. 80 Staaten sprachen sich am Ende dafür aus, vorangetrieben von Ländern aus Lateinamerika. Letztlich endete die COP (Conference of the Parties; deutsch: Konferenz der Vertragsparteien der UN-Klimarahmenkonvention) nur mit einem Verweis auf den Beschluss zum Ausstieg aus fossilen Energien, der von der COP28 in Dubai stammt. Hier bleiben Enttäuschung und Ernüchterung zurück. Andererseits: Allein, dass es die Debatte überhaupt gibt, ist ein Fortschritt. Denn erst 2021, bei der COP26 in Glasgow, wurde der Kohleausstieg überhaupt zum ersten Mal erwähnt. Diesmal hat sich die Öllobby noch einmal durchgesetzt, vielleicht ein letztes Mal.
Etwas weiter kam die Konferenz dagegen beim Thema „Just Transition“ (gerechter Übergang), vor allem durch die internationale Zivilgesellschaft eingebracht: Ein neuer Mechanismus soll künftig den sozialverträglichen Umbau von Energiesystemen begleiten. Doch leider bleibt der Rahmen lückenhaft – kritische Rohstoffe, soziale Auswirkungen und die Frage nach einem verbindlichen fossilen Ausstieg wurden ausgeklammert.
Finanzierungszusagen für den Globalen Süden nur leeres Versprechen?
Für die ärmsten Länder wurde für die Klimaanpassung zwar eine Verdreifachung der Gelder bis 2035 angekündigt, allerdings ohne klares Ausgangsjahr. Dadurch wirkt das Ergebnis wie ein leeres Versprechen. Zugleich war bemerkenswert, wie geschlossen und erfolgreich die betroffenen Staaten ihre Forderungen vertreten haben.
Für den Schutz der Tropenwälder sollte diese COP ein wichtiger Moment werden. Wir hatten auf Roadmaps für den Ausstieg aus fossilen Energien und für die Bekämpfung der Entwaldung gehofft. Am Ende wurden die Eindämmung und Umkehr der Entwaldung lediglich in der Präambel des Abschlussdokumentes erwähnt.
Und dennoch: Diese COP hat auch gute Ergebnisse hervorgebracht. Das Intergovernmental Land Tenure Commitment (zwischenstaatliche Verpflichtung zur Landnutzung) stärkt die Rechte indigener und lokaler Gemeinschaften auf 160 Millionen Hektar Land. Und die erweitere Forest and Land Tenure Pledge (Verpflichtungserklärung zu Wald- und Landbesitz) mobilisiert 1,8 Milliarden US-Dollar für Menschen, die Wälder schützen.

Die Beteiligung der Zivilgesellschaft war das Highlight dieser COP. In den Pavillons und Veranstaltungsräumen wurden Hunderte inspirierender Projekte und Initiativen präsentiert, die zeigten, dass die Zivilgesellschaft weltweit unermüdlich gegen den Klimawandel kämpft. Und sie erinnerten daran, dass Klimaschutz vor allem Menschen betrifft. Der große Protestmarsch durch die Stadt war ein starkes Zeichen nach Jahren eingeschränkter Demonstrationsmöglichkeiten bei den letzten Weltklimakonferenzen. Der stärkste Eindruck war für mich die Präsenz der indigenen Bevölkerung. Die größte Delegation von Indigenen in der Geschichte der Weltklimakonferenzen mit 900 Akkreditierten hat sie sichtbar gemacht. Diese Gemeinschaften stehen an vorderster Front des Waldschutzes, weit entfernt von vielen Verhandlungsräumen und doch im Zentrum dessen, worum es eigentlich geht.
Die nächsten Schritte
Was also bleibt von Belém? Die Ergebnisse reichen nicht aus, um die Erderwärmung so schnell zu stoppen, wie es nötig wäre. Beschlüsse, die den notwendigen Ausstieg aus fossilen Energien voranbringen oder die eine klare Roadmap gegen Entwaldung liefern sollten, blieben aus. Als Tropenwaldstiftung trifft uns dies besonders, denn ohne entschlossene Maßnahmen gegen Entwaldung verlieren wir wertvolle Zeit, die wir nicht haben. Nun werden wir mit Interesse beobachten, wie Brasilien seine Ankündigung einer eigenen Roadmap zur Entwaldungsumkehr umsetzen wird, die zur COP31 in der Türkei vorgelegt werden soll.
Die Autorin
Martina Schaub ist hauptamtliche Vorständin der Tropenwaldstiftung OroVerde und Präsidiumsmitglied des DNR. Sie möchte die internationalen Umwelt-, Klima- und Biodiversitätsthemen mit den nationalen Prozessen verbinden, um die sozial-ökologische Transformationen voranzubringen.


