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Weniger Verkehrsemissionen zu Lande, zu Wasser und in der Luft?
EU-News | 15.03.2022
#Mobilität #Klima und Energie

Weniger Verkehrsemissionen zu Lande, zu Wasser und in der Luft?

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Strengere Emissionsgrenzwerte, weniger Kurzstreckenflüge und innovative Technologien für eine kohlenstoffneutrale Zukunft. Kompakter Überblick über Neuigkeiten im Straßen-, Flug-, Schiffs- und Fahrradverkehr.

Straßenverkehr

Vans und Lkws brauchen schärfere Klimaschutz- und Emissionsziele

Am 10. März hat die verkehrskritische Organisation Transport & Environment (T&E) in einer Koalition aus Städten, Unternehmen, Umwelt- und Gesundheitsschutzorganisationen strengere CO2-Grenzwerte für Kleintransporter gefordert (offener Brief). Die Klimaziele für Transporterhersteller müssten erhöht werden, um das Angebot an emissionsfreien Transportern zu steigern. Die über 600 Unterstützer zählende Gruppe, der die Städte Paris, Dublin, Rotterdam, Göteborg, Palermo, Haarlem, Tilburg und Wałbrzych angehören, unterstützt auch den Plan, den Verkauf von Lieferwagen mit Verbrennungsmotor im Jahr 2035 zu beenden. Europa müsse dringend seine Ölabhängigkeit verringern und den Übergang zur emissionsfreien Mobilität beschleunigen, so das Bündnis. Die von der EU vorgeschlagenen Zielvorgaben verlangten von den Herstellern bisher aber nur, dass sie ihren Absatz von elektrischen Transportern um einen winzigen Anteil von 10 Prozent hinaus steigern.

Die EV100 Climate Group, in der sich Unternehmen zusammengeschlossen haben, die sich für einen schnelleren Umstieg auf elektrische Transporter einsetzen, betonte, dass die Unternehmen eine starke Politik brauchen, um die Massenverfügbarkeit von emissionsfreien Fahrzeugen für ihre Flotten zu fördern. Die Festlegung strengerer Zielvorgaben für Kleintransporter sei außerdem eine große Chance, die Luftqualität zu verbessern, sagten Gruppen aus dem Bereich der öffentlichen Gesundheit, darunter die European Public Health Alliance (EPHA) und die European Respiratory Society. Kleintransporter seien eine wichtige Quelle der Luftverschmutzung und verursachen 14 Prozent der NOx-Emissionen von Fahrzeugen in Städten.

T&E-Briefing: Wie man das Plug-in-Hybrid-Schlupfloch schließt

T&E hat zum Vorschlag der Europäischen Kommission zur Aktualisierung der Nutzungsfaktoren von von plug-in-Hybrid-Fahrzeugen (plug-in hybrid electric vehicle, PHEV) mit einem Briefing Stellung genommen. Allein 2021 seien in der EU fast 1 Million PHEVs verkauft worden. Autohersteller forcierten laut T&E den Verkauf, da sie dank der unrealistisch niedrigen offiziellen CO2-Emissionen ihre Reduktionsziele leicht erreichen könnten. Allerdings brächten PHEVs auf der Straße nicht die erwarteten CO2-Einsparungen, was sowohl auf ihr schlechtes Design als auch auf fehlende Anreize zum Aufladen zurückzuführen sei. Die realen CO2-Emissionen von Plug-in-Hybriden seien im Durchschnitt 2-4 Mal höher als die offiziellen Werte. Dies untergrabe die Glaubwürdigkeit der CO2-Verordnung für Kraftfahrzeuge, schmälere den Markterfolg von Null-Emissions-Autos und torpediere die europäischen Klimabemühungen im Allgemeinen, kritisierte die Organisation. Unrealistische CO2-Emissionen von PHEV schadeten nicht nur den Bemühungen um eine Dekarbonisierung des Verkehrs, sondern belasteten die Verbraucher*innen auch mit viel höheren Kraftstoffrechnungen als erwartet.

Am 15. März gab es eine Anhörung des Verkehrsausschusses im EU-Parlament (TRAN) und des für Haushaltskontrolle zuständigen Ausschusses (CONT)

über große EU-Infrastrukturprojekte. Unter anderem stellte der Europäische Rechnungshof erste Ergebnisse seiner Prüfung von sechs ausgewählten Verkehrsprojekten im weltweiten Vergleich vor, wobei auch Kostenüberschreitungen, Verzögerungen und vorhandene Finanzmittel sowie Stärken und Schwächen analysiert wurden (Videoaufzeichnung). Ein abschließender Bericht soll folgen.

Flugverkehr

Greenpeace: Kurzflüge abschaffen, 2 Milliarden Euro für russisches Öl einsparen

Die Abschaffung von den Kurzstreckenflügen in der EU, für die es bereits eine Alternative auf der Schiene gibt, würde genug Kerosin einsparen, um die jährlichen Ölimporte der EU aus Russland um rund 2 Milliarden Euro zu reduzieren. Dies geht aus einer neuen Analyse von Greenpeace Mittel- und Osteuropa hervor. Kurzstreckenflüge mit vorhandenen Zugstreckenalternativen verbrauchten in einem normalen Jahr vor der Pandemie etwa 4,35 Millionen Tonnen Kerosin und emittierten das Äquivalent von 23,4 Millionen Tonnen CO2. Russland sei der größte Öllieferant der EU, auf den rund 27 Prozent der Öleinfuhren in die EU entfallen. Dies heiße, so Grennpeace, dass jeder vierte Flug mit russischem Öl betrieben werde. Bei durchschnittlichen Marktpreisen für russisches Öl beliefen sich die Ausgaben für Flugbenzin auf Erdölbasis für Flüge mit Zugverbindung auf rund 2 Milliarden Euro pro Jahr, wobei die Zahl angesichts der derzeit steigenden Ölpreise wahrscheinlich noch höher sei.

T&E-Fahrplan für klimaneutralen Flugverkehr

Am 8. März hatte die Organisationen seine "Roadmap to climate neutral aviation", also einen Fahrplan für den klimaneutralen Flugverkehr veröffentlicht, und darin beschrieben, warum „weniger fliegen“ der beste Weg zu einer nachhaltigen Luftfahrt ist. Der Luftverkehr habe zwischen 2005 und 2019 um 67 Prozent zugenommen mit einer Steigerung seiner CO2-Emissionen um 24 Prozent. Prognosen berechneten die Zunahme der Emissionen des Luftverkehrs von 2019 bis 2050 ohne Politikänderung voraussichtlich um weitere 38 Prozent, selbst wenn die Effizienz der Flugzeuge verbessert werde – deshalb sei es jetzt Zeit zu handeln, so T&E. Die beiden Säulen dieses Konzepts seien ein Ende des Flughafenausbaus in Europa, der einen Großteil des Emissionswachstums verursacht hat, und eine Reduzierung des Geschäftsreiseverkehrs auf 50 Prozent des Niveaus vor der Pandemie. Durch diese Verringerung des Geschäftsreiseverkehrs könnten die CO2-Emissionen bis 2030 um bis zu 32,6 Millionen Tonnen CO2 gesenkt werden, was dem Wegfall von 16 Millionen umweltschädlichen Autos auf den Straßen entspricht. Die EU müsse die Preisgestaltung für Emissionen verbessern und „die unverschämten Steuerbefreiungen für den Luftverkehr“ beenden, damit die Branche die wahren Kosten für ihre Klimaauswirkungen trage. Dazu gehörten die Besteuerung von fossilem Düsentreibstoff, die Besteuerung von Flugtickets und die Einbeziehung aller Emissionen des Luftverkehrs in den EU-Kohlenstoffmarkt. Zudem brauche es Maßnahmen zur Umstellung von umweltschädlichem fossilem Flugbenzin auf nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF). Am vielversprechendsten unter den SAF sei E-Kerosin, das aus grünem Wasserstoff, zusätzlichem Strom aus erneuerbaren Energien und aus der Umgebungsluft abgeschiedenem CO2 hergestellt wird. Die Produktionsmengen seien jedoch noch zu gering und die Kosten derzeit zu hoch. Hier könnten die EU-Regulierungsbehörden Abhilfe schaffen, wenn sie jetzt handeln und ehrgeizigere Vorgaben machen. Die Rolle neuer Technologien wie Elektro- und Wasserstoffflugzeuge werde entscheidend sein. Um das Potenzial dieser Flugzeuge zu erschließen, sollten wir von der Luftfahrtindustrie verlangen, dass sie bis zum Ende dieses Jahrzehnts emissionsfreie Flugzeuge verkauft und betreibt.

T&E: Konferenz zu emissionsfreien Flugzeugen und Schiffen

Transport & Environment (T&E) hat in einer online-Konferenz innovative Branchenakteure und politische Entscheidungsträger*innen versammelt, um über die Zukunft der emissionsfreien Schifffahrt und Luftfahrt zu diskutieren. Fazit der Veranstaltung: Es gibt Unternehmen, die bereit sind, die Umstellung auf einen emissionsfreien Schiffs- und Flugverkehr zu beschleunigen. Kurzfristig spielten Energieeffizienz und Nachfragereduzierung eine wichtige Rolle bei der Bewältigung dieser Herausforderung. Längerfristig müssten nachhaltige Lösungen schmutzige Flug- und Schiffstreibstoffe ersetzen. Innovative und vielversprechende Technologien könnten jedoch nur dann in großem Maßstab entwickelt werden, wenn die Politik diese innovativen Konzepte unterstützt. Im Moment seien die Regeln noch zu sehr auf den Status quo ausgerichtet, so T&E in seinem Bericht über die Veranstaltung.

Schiffsverkehr

EWSA: Berücksichtigung der Auswirkungen von Fluss- und Seehafentätigkeiten auf die Gesundheit

Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) ist der Ansicht, dass bei der Ökologisierung der Fluss- und Seehafentätigkeit die Auswirkungen auf die Gesundheit und Lebensqualität der Anwohner und Arbeitnehmer berücksichtigt werden sollten. Zu diesem Zweck sollten Hafen- und Verkehrsakteure mit den lokalen und regionalen Gebietskörperschaften zusammenarbeiten, um die Verbindungen zwischen Städten, Häfen und Verkehrsmitteln zu überdenken, forderte der EWSA.

Die Ökologisierung der See- und Binnenschifffahrt müsse die Gesundheit und Lebensqualität der Menschen berücksichtigen, die in der Nähe von Fahrrinnen und Häfen lebten und arbeiteten. Dies sei die Kernaussage auf der Februar-Plenartagung des Ausschusses verabschiedeten EWSA-Stellungnahme. In dem Dokument geht der EWSA auf die gesellschaftliche Dimension lokaler und regionaler Seeverkehrsfragen ein und legt Empfehlungen vor, die für die künftige Stärkung der blauen Wirtschaft von zentraler Bedeutung sind und die Schlussfolgerungen zweier anderer, kürzlich verabschiedeter Stellungnahmen ergänzen: FuelEU Maritime (TEN/751) und NAIADES III (TEN/752).

Fahrradverkehr

In einem Interview mit dem Umweltinformationsdienst ENDS Europe Anfang März hat der Geschäftsführer des europäischen Verbandes der Fahrradindustrie CONEBI Manuel Marsilio erklärt, wie die Branche zum ökologischen Aufschwung beitragen kann, warum Elektrofahrräder einen entscheidenden Beitrag zum sauberen Verkehr leisten werden und was die EU tun kann, um zu helfen. Die im Dezember letzten Jahres gebilligte Reform der Mehrwertsteuervorschriften, die es den nationalen Regierungen ermöglichten, die Mehrwertsteuer für Fahrräder und E-Bikes von 15 auf 5 Prozent zu senken, nannte Marsilio laut ENDS Europe einen der vielleicht größten Erfolg einer jahrelangen Kampagne und eine „Revolution“. Der von der EU-Kommission ebenfalls im Dezember 2021veröffentlichte „Europäische Rahmen für urbane Mobilität“ (EU-News 16.12.2021) böte weitere Chancen für die Fortentwicklung des öffentlichen Verkehrs, des Fußgänger- und des Radverkehrs. Der Boom bei E-Bikes biete viele Vorteile, nicht nur für den Personen- sondern auch für den Warentransport in Städten. Die Politik könne das fördern, wenn sie sich auf die Fahrradinfrastruktur und die Sicherheit der Radfahrer konzentriere, so Marsilio zu ENDS. [jg]

T&E: Tighter van CO2 limits needed to drive electrification, says coalition of cities, companies, health groups and NGOs

T&E: How to fix the plug-in hybrid loophole

Greenpeace Europabüro: Ending short flights would cut EU imports of Russian oil by €2 billion

T&E: Why “flying less” offers the best path to sustainable aviation

EWSA: The greening transition in water transport must take into account people's health

ENDS Europe (kostenpflichtig): Interview: How Brussels can boost Europe’s cycling renaissance

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