„Wer Sicherheit denkt, muss Klima mitdenken“

Klimarisiken gefährden die Sicherheit – weltweit und national. Deshalb hat die Bundesregierung im Rahmen der Nationalen Sicherheitsstrategie eine Untersuchung zu den Auswirkungen der Klimakrise auf die Sicherheit Deutschlands beauftragt. Es wird dringend Zeit zu handeln, wie die Ergebnisse der sogenannten NIKE-Studie zeigen.
Die Klimakrise ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, mit globalen und nationalen Auswirkungen auf Stabilität und Sicherheit. Die Folgen wie Dürren, Überflutungen und Ernteausfälle destabilisieren Staaten und zwingen Menschen zur Flucht. In der Nationalen Sicherheitsstrategie wird der Klimawandel als eine der fünf großen externen Bedrohungen für Deutschland betrachtet.
Die erste Nationale interdisziplinäre Klima-Risikoeinschätzung (NIKE) skizziert die Risiken für die nationale Sicherheit Deutschlands, die durch den Klimawandel bis 2040 entstehen. Sie bietet einen umfassenden Überblick über die zahlreichen sich verstärkenden Klimarisiken. Die Studie zeigt, dass die Sicherheitsrisiken des Klimawandels eng mit einer Reihe laufender Prozesse des Wandels verknüpft sind. Dazu gehören die Energiewende, die steigenden Kosten und Belastungen durch den Klimawandel, eine sich verändernde internationale Ordnung, zunehmende globale Konflikte, technologische Fortschritte und aufkommender Extremismus.
„Wer sich mit Sicherheit beschäftigt, muss auch den Klimawandel mitdenken – und umgekehrt. Der Klimawandel betrifft bereits heute Deutschland und bedroht Gesundheit, Leben, Wohlstand, Infrastruktur und die Wirtschaft, während er auch die Sicherheit weltweit verändert. Jeder, der sich mit diesem Thema beschäftigt, benötigt eine fundierte Entscheidungsgrundlage. Ein solche bietet die Nationale Interdisziplinäre Klimarisikoanalyse für Deutschland“, sagt die Mitautorin Fanny Thornton vom PIK.
Die Kernbotschaften
- Auswirkungen des Klimawandels auf Deutschland
Deutschland erwärmt sich schneller als der globale Durchschnitt, was zu häufigeren Extremwetterereignissen führt. Die Zunahme von Hitzewellen, Dürren und Starkregen hat bereits spürbare Auswirkungen auf die Gesellschaft. - Geopolitische Verflechtungen der Klimakrise
Die Energiewende und der Klimawandel verändern die geopolitischen Rahmenbedingungen und stellen neue Herausforderungen für internationale Beziehungen dar. Die Risiken und Chancen im internationalen Handel werden zunehmend von klimatischen Faktoren beeinflusst. - Steigende Risiken für Wirtschaft und Infrastruktur
Der Klimawandel führt zu einer Zunahme von Extremwetterereignissen, die die Infrastruktur und die Wirtschaft in Deutschland und der EU gefährden. Die Folge: erhebliche wirtschaftliche Verluste und Gefahren für die öffentliche Sicherheit. Prognosen deuten auf eine mögliche Versechsfachung der Schäden an kritischer Infrastruktur bis Mitte des Jahrhunderts hin. - Dürre beeinträchtigt Wirtschaft und Lebensmittelproduktion
Dürreperioden und unregelmäßige Niederschläge schädigen die europäische Wirtschaft und die Lebensmittelproduktion erheblich. Das führt zu Versorgungsengpässen und wirtschaftlichen Einbußen. - Hitzewellen schaden Gesundheit und Produktivität
Zunehmende Hitze bedroht das Allgemeinbefinden und die Leistungsfähigkeit der Menschen - mit erheblichen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen. Zudem verändert der Klimawandel die Verbreitungsgebiete von Krankheitsüberträgern, etwa Mücken und Zecken, was zu neuen Gesundheitsrisiken führt. - Extremwetterereignisse und globale Ernährungssicherheit
Die Zunahme von Extremwetterereignissen gefährdet die globale Ernährungssicherheit und führt zu regionalen Missernten - mit weitreichenden wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen. Der Weltklimarat IPCC prognostiziert einen Rückgang der Nahrungsmittelproduktion um 6 bis 14 Prozent bis 2050. Die Folge: Ernteausfälle und Hunger. - Herausforderungen für Streitkräfte durch Klimawandel
Die Klimakrise stellt die Streitkräfte vor neue Schwierigkeiten, die ihre Einsatzbereitschaft und Durchhaltefähigkeit betreffen. Das erfordert Anpassungen in der Planung und Beschaffung
Die Autor*innen der NIKE-Studie entwerfen plausible Zukunftsszenarien auf der Grundlage quantitativer Daten und sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse. An dieser Schnittstelle zeigt die Analyse Wege für vorausschauendes Handeln auf. Nun ist es Aufgabe der Bundesregierung, den Fakten Taten folgen zu lassen. Denn eine ambitionierte Klimapolitik bietet nicht nur Vorteile für die Sicherheit, sondern auch für die Wirtschaft.
Die Kosten der Untätigkeit übersteigen die Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen erheblich. Ein integrativer Ansatz, der Sicherheit und Klimaschutz vereint, ist unerlässlich für eine nachhaltige Zukunft. Eine zukunftsfähige Klimapolitik kann aber nur erfolgreich sein, wenn sie innenpolitisch akzeptabel gestaltet wird. Je länger die Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens aufgeschoben wird, desto kleiner wird der Gestaltungsspielraum und desto teurer wird die Kurskorrektur. Denn die Klimakrise wird sich verschärfen, wenn nicht gehandelt wird.
[Zusammenfassung der Kernaussagen: Marion Busch]
Die Studie
Nationale interdisziplinäre Klima-Risikoeinschätzung (NIKE)
Website zur Veröffentlichung der Analyse
An der Analyse, die im Februar dieses Jahres veröffentlich wurde, haben mitgearbeitet: das Metis Institut für Strategie und Vorausschau, der Think-and-Do-Tank für Klima, Umwelt und Entwicklung Adelphi, der Bundesnachrichtendienst (BND) und das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
