Wie die Industrie Gesellschaft und Umwelt zur Kasse bittet

In einem in dieser Woche veröffentlichten Briefing liefert die Europäische Umweltagentur (EEA) einen Überblick darüber, welche gesellschaftlichen Kosten durch große verschmutzende Industrieanlagen in den letzten Jahren entstanden sind.
Die EEA spricht von finanziellen Schäden zwischen 277 und 433 Milliarden Euro im Jahr 2017 – das entspreche etwa zwei bis drei Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts der EU. Diese Kosten beinhalten negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, Ökosysteme, Infrastruktur und das Klima.
Nur 211 der insgesamt über 11 000 Anlagen seien für die Hälfte der durch Luftverschmutzung verursachten Schäden verantwortlich, so die EEA. Die meisten Emissionen entstünden in Deutschland, Großbritannien, Polen, Spanien und Italien. In Relation zur Wirtschaftsleistung seien die verursachten Schäden in Estland, Bulgarien, Tschechien, Polen und der Slowakei am größten.
Die Studie untersuchte die Auswirkungen von Kraftwerken, chemischen Anlagen, Raffinerien, Abfallverbrennungsanlagen und weiteren große Anlagen in der EU und Großbritannien. Neben den Luftschadstoffen Feinstaub, Schwefeldioxid, Ammoniak, Stickoxiden und flüchtigen organischen Verbindungen ohne Methan standen auch Schwermetalle, organische Stoffe und Treibhausgase im Fokus der Untersuchung.
Wärmekraftwerke verursachten die meisten externen Schäden für Gesundheit und Umwelt, stellt die EEA fest. 24 der 30 umweltschädlichsten Anlagen seien Wärmekraftwerke, von denen die meisten Kohle und einige Gas oder Öl nutzen. Vier der fünf umweltschädlichsten Kraftwerke lägen demnach in Deutschland.
Etwas optimistisch stellt die Behörde immerhin fest, dass sich in den letzten Jahren bereits viel verändert habe – ein Wandel sei nicht nur möglich, „sondern wird von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gefordert“, so die EEA. Seit dem letzten Bericht aus dem Jahr 2014 habe sich „der Blickwinkel deutlich verändert“ und das Bewusstsein für Umweltfragen sei gestiegen. [km]