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EFSA hält Glyphosat für harmlos
EU-News | 16.11.2015
#Landwirtschaft und Gentechnik

EFSA hält Glyphosat für harmlos

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c. Pixabay

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat empfohlen, das weltweit meistverkaufte Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat weiter zu genehmigen. Ihrer Einschätzung zufolge ist es "unwahrscheinlich, dass Glyphosat eine krebserregende Gefahr für den Menschen darstellt". Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hingegen stuft den Giftstoff als "wahrscheinlich krebserregend" ein.

Auch das deutsche Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) bewertet Glyphosat nicht als karzinogen. Das kritisieren Umweltverbände etwa das Pestizid Aktions-Netzwerk PAN Germany. Die Klassifizierung als "wahrscheinlich beim Menschen karzinogen“ hängt laut den Kriterien der Krebsforschungsagentur IARC der WHO, die auch den Maßstab in der EU-Gesetzgebung bilden, vor allem davon ab, ob es "ausreichend Beweise" aus Krebsstudien an Versuchstieren gibt. In ihrer eigenen Bewertung kommt die IARC zu der Einschätzung, dass diese "ausreichenden Beweise" vorliegen." Das BfR argumentiert, dass der in den von ihm überprüften Studien ermittelte signifikante Anstieg der Tumorhäufigkeit nicht von Belang sei, weil dieser Anstieg keine „biologische Relevanz“ habe. Diese Argumentation verstoße eindeutig gegen die gültigen Leitlinien der OECD und die Vorgaben der EU, monierte Peter Clausing von PAN.

Für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ist die Einschätzung der EFSA ein Beleg für die "unglaubliche Ignoranz der Behörde gegenüber den Gesundheitsrisiken des Wirkstoffes". Besonders verwerflich sei, dass die täglich akzeptierte Dosis für die Aufnahme des Wirkstoffes durch den Menschen von 0,3 Milligramm auf 0,5 Milligramm pro Kilo Körpergewicht angehoben werden solle.

Vermutlich werde der Wirkstoff um mindestens zehn Jahre verlängert, befürchtet die BUND-Pestizidexpertin Heike Moldenhauer. „Offenbar wollte sich kein EU-Mitgliedstaat mit den Glyphosatherstellern und den Bauernverbänden anlegen“, sagte Moldenhauer. „Würde Glyphosat verboten, wäre die industrialisierte Landwirtschaft, die ohne den massiven Einsatz von Spritzmitteln nicht auskommt, grundsätzlich infrage gestellt. Monsanto als der weltweit größte Glyphosatproduzent verlöre sein wichtigstes Geschäftsfeld. Der Konzern macht die Hälfte seines Gewinns mit Glyphosat und mit an Glyphosat angepasstem Gentech-Saatgut“, sagte Moldenhauer.

Es geht um Milliardenumsätze beim Einsatz von Glyphosat. Der EFSA wird immer wieder eine enge Verflechtung mit der Industrie vorgeworfen. So prüfte die Behörde Medienberichten zufolge zwar mehr wissenschaftliche Untersuchungen als die Krebsforschungsagentur IARC. Allerdings handele es sich dabei vor allem um von Glyphosatherstellern selbst in Auftrag gegebene Studien, wie die taz berichtet. [mbu]

EFSA - Glyphosatneubewertung

PAN Germany zu Glyphosat

BUND zu Glyphosat

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