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Enttäuschende Position: Bleibt nachhaltige Fischerei Wunschtraum?
EU-News | 17.01.2018
#Wasser und Meere

Enttäuschende Position: Bleibt nachhaltige Fischerei Wunschtraum?

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© Daniel Hiß

Schon der Titel des Textes, dem das EU-Parlament am Dienstag zugestimmt hat, ist ein Ungetüm: Bericht zum Vorschlag der Europäischen Kommission für die Überarbeitung der Verordnung über technische Maßnahmen für die Erhaltung der Fischereiressourcen und den Schutz von Meeresökosystemen. Die dahintersteckenden Entscheidungen aber bringen Umwelt- und Meeresschutzorganisationen in Rage.

Nachdem der Fischereiausschuss im November (EU-News 22.11.2017) laut Umweltverbandskritik "in düstere Vor-Umweltschutz-Zeiten" zurückgefallen war, stimmte gestern auch das Parlamentsplenum für den umstrittenen und nun in Trilogverhandlungen überführten Bericht von Berichterstatter Gabriel Mato (EPP, Spanien). Der Vorschlag fasst mehr als 30 bestehende Verordnungen und Richtlinien zusammen, die eigentlich die Auswirkungen der Fischerei auf Ökosysteme minimieren sollen. Obwohl mit dem Verbot der elektronischen Impulsfischerei per Schleppnetz noch ein Teilerfolg errungen und die gänzliche Abschaffung von Schutzvorkehrungen für Meeressäuger und Seevogel abgewendet werden konnte, hält die Organisation BirdLife das Ergebnis für "äußerst schwach", Seas at Risk spricht von einem "katastrophalen Vorschlag".

Nicht einmal die schädlichsten Fischereipraktiken würden dadurch verhindert, der Tod von Hunderttausenden von Seevögeln, Walen und Delfinen in Kauf genommen. Jungfische könnten gefischt werden, bevor sie sich vermehrt haben, Schildkröten verendeten in Fanggeräten. Wenn sowohl der Rat als auch die Kommission den Text in dieser Form annähmen, würde dies zu einer rücksichtslosen Erschöpfung der Fischbestände führen. Deshalb ruft BirdLife EU-Umweltkommissar Karmenu Vella auf, den eigenen Vorschlag zurückzuziehen. Dieser sei inzwischen irreparabel ins Gegenteil verkehrt und umgestülpt worden. Zudem nehme der Text in seiner jetzigen Form bereits bestehende bessere Rechtsvorschriften zum Schutz sensibler Arten und der Tiefsee zurück.

"Das Europäische Parlament hat die Maßnahmen, die den europäischen Meeren seit Jahrzehnten Schutz gewähren, geschwächt. Diese neuen, verminderten Regeln werden die Gesundheit der Meeresökosysteme und die Stabilität der Fischbestände unterminieren", kritisierte Björn Stockhausen, Fischereipolitikreferent bei Seas At Risk.  Das Abstimmungsergebnis einer Mehrheit der europäischen Parlamentarier sei zweifellos von den Interessen bestimmter Fischereiflotten und -regionen negativ beeinflusst worden.

Sowohl die Grünen-Abgeordnete Rebecca Harms mitsamt der Grünen-Fraktion als auch die fischereipolitische Sprecherin der SPD, Ulrike Rodust, haben gegen den Vorschlag gestimmt.  [jg]

Reaktion BirdLife Europe

Reaktion Seas at Risk

Reaktion MdEP Rebecca Harms (Grüne, Deutschland)

Reaktion MdEP Ulrike Rodust (Sozialdemokraten, Deutschland)

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