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EU-Kommission legt neue Strategie für nachhaltige Finanzen vor
EU-News | 07.07.2021
#Klima und Energie #EU-Umweltpolitik #Nachhaltigkeit

EU-Kommission legt neue Strategie für nachhaltige Finanzen vor

Die EU-Kommission will die Finanzwirtschaft mit dem Green Deal in Einklang bringen. Ihr am Dienstag präsentiertes Maßnahmenpaket stößt jedoch auf Kritik bei Umweltverbänden.

Mit der neuen Strategie für ein nachhaltiges Finanzwesen verfolge die Kommission das Ziel, den Zugang zu Finanzmitteln für den Übergang in eine treibhausgasneutrale Welt zu erleichtern. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie Verbraucher*innen sollen besseren Zugang zu Finanzmitteln für den Übergang erhalten. Sowohl die Widerstandsfähigkeit des Wirtschafts- und Finanzsystems als auch der Beitrag des Finanzsektors zur Nachhaltigkeit sollen erhöht werden. Die Kommission verspricht ihrerseits eine „Überwachung eines geordneten Übergangs zur Nachhaltigkeit“ Auch sollen internationale Initiativen und Standards für ein nachhaltiges Finanzwesen entwickelt und Partnerländer der EU unterstützt werden.

Darüber hinaus gab es aus Brüssel einen Vorschlag für einen EU-Standard für grüne Anleihen. Es soll eine Verordnung werden, die das Ziel verfolgt, einen neuen „Goldstandard“ für grüne Anleihen zu schaffen. Investor*innen, die Anleihen kaufen, sollen somit leichter erkennen können, ob ihre Investitionen nachhaltig sind.

Dass Investor*innen zunehmend ökologische Nachhaltigkeit und Transparenz bei der Umweltberichterstattung berücksichtigen, wenn sie entscheiden, wo sie investieren, scheint ein Bericht des Gemeinsamen Forschungszentrums (Joint Research Centre, JRC) der EU-Kommission zu bestätigen. Das JRC hat nach eigener Aussage einen „Grün- und Transparenzfaktor“ bei Aktienkursen identifiziert. Darauf aufbauend hat es ein Instrument zur Absicherung gegen Risiken im Zusammenhang mit dem Übergang zu einer grünen Wirtschaft entwickelt, bei dem Aktien von grüneren und transparenteren Unternehmen „wahrscheinlich besser abschneiden als andere“.

Die Kommission nahm außerdem den delegierten Rechtsakt zur Ergänzung von Artikel 8 der EU-Taxonomieverordnung an. Demnach seien Finanz- und Nicht-Finanzunternehmen verpflichtet, Anlegern Informationen über die Umweltfreundlichkeit von Vermögenswerten und wirtschaftlichen Tätigkeiten zur Verfügung zu stellen.

Nicht überzeugend, zu unkonkret, zu spät

Die drei Vorschläge aus Brüssel kommen bei Umweltorganisationen nicht gut weg.

Der WWF Europa begrüßte zwar den Vorschlag einer Aufsicht für Banken und Versicherer, verpflichtende Klimaszenariotests, die Stärkung wissenschaftsbasierter Zielsetzung sowie Pläne für Mindestanforderungen an ESG-Produkte (Environment, Social, Governance – Umweltschutz, Soziales, Unternehmensführung).

Es sei jedoch unklar, so der WWF, ob die Kapitalanforderungen für Banken und Versicherer geändert werden, um CO2-intensive Finanzrisiken zu erfassen. Eine Verpflichtung für Unternehmen, sich Nachhaltigkeitsziele zu setzen, sei jedenfalls nicht enthalten. Und es gebe kein klares Bekenntnis zur Regulierung von ESG-Ratingagenturen trotz starker öffentlicher Forderungen von Finanzaufsichtsbehörden in der EU und weltweit, monierte die Umweltstiftung. Mit Blick auf den delegierten Rechtsakt befürchtet der WWF, dass die Offenlegungsfrist vom 30. Juni 2024 für KMU viel zu spät sei und auf 2023 vorgezogen werden sollte.

Auch Transport & Environment (T&E) warnte davor, dass KMUs bei der grünen Finanzierung den Kürzeren ziehen würden, da sie bis mindestens 2025 von der Liste der „grünen Unternehmen“ ausgeschlossen seien. Zudem wittert T&E eine Hintertür für fossile Gasprojekte, da die ESG-Kriterien zu vage blieben. Der „Goldstandard“ für grüne Anleihen käme überdies zu spät, um sicherzustellen, dass der EU-eigene Rettungsfonds „Next Generation EU“ für nachhaltige Projekte ausgegeben werde.

EU-Kommission: Kommission legt neue Strategie vor, um das Finanzsystem der EU nachhaltiger zu gestalten, und schlägt neuen europäischen Standard für grüne Anleihen vor 

T&E: EU’s green finance plan leaves door open to gas investments 

WWF Europe: The EU’s Renewed Sustainable Finance Strategy largely fails to put words into action 

JRC: Sustainable finance: investors have a taste for green stocks, but want firms to be transparent

Redakteurin: Ann Wehmeyer

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