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EU und international: umstrittene Maßnahmen zur CO2-Reduktion auf hoher See
EU-News | 24.06.2021
#Klima und Energie #Mobilität

EU und international: umstrittene Maßnahmen zur CO2-Reduktion auf hoher See

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© Foto: Pixabay
Containerschiff auf der Elbe

Ein Leak der für den 14. Juli erwarteten „Fuel EU Maritime“-Initiative der EU-Kommission erregt die Gemüter ebenso wie verabschiedete Klimaschutzmaßnahmen der Internationalen Schifffahrtsorganisation IMO.

Leak zur „Fuel EU Maritime“-Initiative

Eine geplante EU-Vorschrift, die die Einführung sauberer Kraftstoffe in der Schifffahrt vorantreiben soll, werde aus Sicht der Umweltorganisation Transport & Environment (T&E) die Verwendung fossiler Kraftstoffe für Jahrzehnte festschreiben und damit das Ziel des europäischen Green Deal, die Dekarbonisierung des europäischen Schiffsverkehrs bis 2050, unmöglich machen.

T&E beruft sich auf einen durchgesickerten Entwurf des Legislativvorschlags, der dem Umweltverband vorliege. T&E plädiert dafür, dass die Kommission den Vorschlag dahingehend korrigiert, indem sie Flüssigerdgas (LNG) und Biokraftstoffe auf Pflanzenbasis ausschließt und Anreize für grüne E-Treibstoffe wie erneuerbaren Wasserstoff und Ammoniak schafft.

Passend zur Rolle von Ammoniak als klimafreundlicher Treibstoff gab der Naturschutzbund NABU beim Ökoinstitut eine Studie in Auftrag. Dem NABU zufolge deuten die Ergebnisse auf ein hohes Potenzial von Ammoniak zum Klimaschutz. Unter dem Gesichtspunkt der Luftreinhaltung sei Ammoniak empfehlenswert – unter der Voraussetzung, dass sowohl das klimaschädliche Lachgas als auch gesundheitsschädliche Stickoxidemissionen durch spezielle Katalysatoren gefiltert würden. Außerdem seien hohe Sicherheitsanforderungen notwendig, um eine Leckage zu verhindern, denn Ammoniak sei hochgiftig.

Voraussichtlich am 14. Juli stellt die Kommission den Vorschlag zur „Fuel EU Maritime“-Initiative im Rahmen ihres „Fit for 55“-Pakets offiziell vor.

T&E: LEAKED: EU’s supposedly ‘green’ shipping law will lock in fossil fuels 

NABU-Studie zu Schiffstreibstoff: Klimaschutz mit Ammoniak 

Klimaschutz in internationalen Gewässern schleppt sich voran

Am vergangenen Donnerstag einigten sich die Vertragsstaaten der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) auf Maßnahmen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen im Seeverkehr. Pro Jahr sollen die Emissionen um 1,5 Prozent sinken. Dazu sind Änderungen der Anlage VI des Internationalen Übereinkommens zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe (MARPOL) beschlossen worden, durch die Schiffe verpflichtet werden, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren.

Wie das Online-Nachrichtenmagazin Climate Home News berichtete, hatten die Marshallinseln und die Salomonen auf der Sitzung einen CO2-Preis von 100 Dollar pro Tonne auf Bunkertreibstoffe vorgeschlagen. Die großen Schwellenländer sprachen sich mehrheitlich offenbar dagegen aus. Die europäischen Länder blieben vage: CO2-Bepreisung „in irgendeiner Form“ ja, aber den spezifischen Vorschlag unterstützten sie wohl nicht. Die USA enthielten sich.

Ende Mai noch hatten 27 Vertragsstaaten der IMO, darunter EU-Länder und pazifische Inselstaaten, einen Textentwurf abgelehnt, da er aus ihrer Sicht nicht ambitioniert genug gewesen sei, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten. Die Meeresschutzorganisation Seas At Risk berichtete.

Für Faig Abbasov von der Umweltorganisation Transport & Environment (T&E) betreibe die IMO Greenwashing „mit einem hoffnungslos schwachen Effizienzziel für Schiffe“. T&E sowie Seas At Risk fordern eine jährliche Effizienzverbesserung von mindestens 7 Prozent. Genauso brauche es einen Durchsetzungsmechanismus, um sicherzustellen, dass auch die Schifffahrt zur Erreichung der Pariser Klimaziele beitrage.

Zudem mische sich die IMO in die demokratischen Angelegenheiten der EU ein, warnte Abbasov. Denn das IMO-Sekretariat habe erneut seine Ablehnung gegenüber nationalen und regionalen Regulierungsmaßnahmen für die Seeschifffahrt zum Ausdruck gebracht. Das könnte geplante Initiativen auf EU-Ebene wie die „Fuel EU Maritime“ ausbremsen.

Seas At Risk zeigte sich zudem enttäuscht, dass Pläne zur Verringerung von Rußemissionen in der Arktis von der Tagesordnung offenbar gestrichen wurden. Ruß, der bei der Verbrennung von ölbasierten Kraftstoffen, einschließlich Schweröl, durch Schiffe entsteht, habe in der Arktis eine „unverhältnismäßig große Auswirkung“ und verursache eine verstärkte Schmelze, wenn er sich aus der Atmosphäre auf Schnee und Eis absetze, erläuterte die Meeresschutzorganisation.

IMO: Further shipping GHG emission reduction measures adopted 

Seas At Risk: International Shipping Body Fails the Arctic and Global Climate Fight 

Seas At Risk: Developing-developed country alliance stands firm on getting real climate regulation for shipping 

T&E: UN greenwashes shipping with hopelessly weak carbon efficiency target 

Climate Home News: Pacific islands make lonely case for carbon price on shipping 

Redakteurin: Ann Wehmeyer

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