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Behörde legt Verbotsvorschlag für „Ewigkeitschemikalien“ vor
EU-News | 09.02.2023
#Chemikalien #Landwirtschaft und Gentechnik

Behörde legt Verbotsvorschlag für „Ewigkeitschemikalien“ vor

PFAS
© AdobeStock/Chris Anton
PFAS

Per- und Polyfluoralkylstoffe (PFAS), die aufgrund ihrer Langlebigkeit auch „Ewigkeitschemikalien“ genannt werden, sollen verboten werden – doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. ChemSec hat mehrere hundert besonders gefährliche PFAS in die SIN-Liste aufgenommen, weil diese am dringendsten durch Alternativstoffe ersetzt werden müssen. Und: Die Chemikalienindustrie soll nachhaltiger werden.

Sie sind gesundheitsschädlich, lagern sich in Organismen an und sind so langlebig, dass sie auch Ewigkeitschemikalien genannt werden: Per- und Polyfluoralkylstoffe (PFAS). Die Europäische Chemikalienbehörde ECHA hat am 7. Februar die Einzelheiten der vorgeschlagenen Beschränkung von rund 10.000 PFAS veröffentlicht. Die zuständigen wissenschaftlichen Ausschüsse der ECHA für Risikobewertung (RAC) und für sozioökonomische Analyse (SEAC) sollen nun damit beginnen, den Vorschlag auf Risiken für Mensch und Umwelt sowie die Auswirkungen auf die Gesellschaft zu bewerten. Eine sechsmonatige Konsultation soll am 22. März 2023 beginnen. Die Behörden schätzen, dass in den nächsten 30 Jahren rund 4,4 Millionen Tonnen PFAS in die Umwelt gelangen werden, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden.

Im Januar war der Vorstoß vom deutschen Umweltbundesamt und anderen nationalen Behörden aus Deutschland, Dänemark, Schweden, Niederlanden und Norwegen eingereicht worden (EU-News 18.01.2023). Neben den PFAS an sich wurden auch Fluorpolymere in den Vorschlag aufgenommen. Allerdings gibt es eine lange Liste von Ausnahmeregeln. Dazu gehören neben Spezialanwendungen zum Beispiel für feuersichere Schutzkleidung auch Kühlmittel oder die Verwendung von aktiven Substanzen in Pestiziden und Bioziden sowie im medizinischen Bereich. Sollte ein Verbot durchgesetzt werden, würde es dennoch zwischen sechseinhalb und dreizehneinhalb Jahre dauern, bis die verbotenen PFAS ersetzt werden müssen. Dies werde dem dringenden Handlungsbedarf nicht gerecht. „Weniger als wir uns wünschen würden, aber mehr als wir erwartet haben“, so schätzte das Europäische Umweltbüro (EEB) via Twitter den Regulierungsvorschlag ein.

Parallel hat die Umweltorganisation ChemSec mehrere hundert PFAS in die sogenannten SIN-Liste aufgenommen – die Schattenliste von gefährlichen Chemikalien, die unter der EU-Chemikalienverordnung REACH aus ihrer Sicht längst verboten gehören. In einer der umfangreichsten Aktualisierungen der SIN-Liste, die es je gab, hat ChemSec 370 neue Ewigkeitschemikalien ( "forever chemicals") aufgenommen. Die Zahl der einzelnen PFAS-Chemikalien auf der SIN-Liste steigt damit von 46 auf 416. ChemSec hat die aus seiner Sicht wichtigsten Substanzen ausgesucht, die besonders rasch durch sicherere Alternativen ersetzt werden müssen. Grundsätzlich sollten aber alle PFAS aus dem Verkehr gezogen werden, so die Organisation.

Transformation: Chemieindustrie soll grüner und digitaler werden

Die EU-Kommission will den grünen und digitalen Wandel in der chemischen Industrie vorantreiben. Dafür hat sie am 27. Januar einen Maßnahmenplan mit 140 Aktionen unter 26 Überschriften vorgelegt. Der sogenannte „Streckenpfad“ soll helfen, die Zusammenarbeit im Bereich der Innovation zu fördern, Informationen zu sammeln, um die Diversifizierung von Rohstoffen zu unterstützen, und die Versorgung mit sauberer Energie durch Elektrifizierung, Wasserstofferzeugung oder Abfallwiederverwendung zu verbessern. Das Dokument enthält auch einen Überblick über den Zeitplan der Regulierungsmaßnahmen. [jg]

ECHA publishes PFAS restriction proposal

ChemSec: We’ve added several hundred PFAS to the SIN List. This is the reason why

EU-Kommission: Maßnahmen-Plan zur Unterstützung des grünen und digitalen Wandels in der chemischen Industrie

ChemSec: Überblick über fünf wichtige Chemikalienthemen 2023

PFAS-Verbot und Beobachtung der PFAS-Produktion, REACH-Revision, strategische Autonomie und grüner Wasserstoff sowie ein potenzieller Weltchemikalienrat – die Umweltorganisation ChemSec hat fünf Themen näher unter die Lupe genommen, die in der Chemikalienpolitik in diesem Jahr eine große Rolle spielen dürften.

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