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Blaue Wirtschaft – geht es auch ohne Zerstörung?
EU-News | 27.05.2022
#EU-Umweltpolitik #Wasser und Meere #Wirtschaft

Blaue Wirtschaft – geht es auch ohne Zerstörung?

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c. pixabay

Die EU-Kommission hat ihren jährlichen Bericht zu Blue Economy vorgelegt und eine neue Beobachtungsstelle eingerichtet. Das EU-Parlament stärkte Anfang Mai den Schutz vor zerstörerischen Praktiken in Schutzgebieten. Fangquoten zwischen Norwegen und der EU stehen, die ökologische Aquakultur wächst in kleinem Rahmen.

Ökonomie: Blaue Wirtschaft soll nachhaltiger werden

Die EU-Kommission hat letzte Woche eine neue Beobachtungsstelle für die blaue Wirtschaft zur Überwachung und Förderung der Nachhaltigkeit meeresbezogener Aktivitäten eingerichtet. Das Blue Economy Observatory soll dazu beitragen, die EU auf den Weg zu einer nachhaltigen, kohlenstoffneutralen und kreislauforientierten blauen Wirtschaft zu bringen, und meeresbezogenes Nachhaltigkeitswissen zu verbreiten. EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius zeigte sich „begeistert“: Die Beobachtungsstelle werde „das Rückgrat der wissenschaftlichen Basis der blauen Wirtschaft bilden“, um ihre nachhaltige Transformation zu unterstützen. Es geht bei der blauen Wirtschaft darum, aus den Ozeanen und Küstenregionen einen Nutzen zu ziehen und gleichzeitig ihre langfristige Fähigkeit zur Regeneration und zum Fortbestand solcher Aktivitäten durch die Anwendung nachhaltiger Praktiken zu respektieren.

Parallel hat die EU-Kommission ihren jährlichen Bericht über die blaue Wirtschaft veröffentlicht (The EU blue economy report 2022). Demnach sind 2019 in den etablierten Sektoren fast 4,45 Millionen Menschen direkt beschäftigt gewesen und haben einen Umsatz von 667,2 Milliarden Euro und eine Bruttowertschöpfung von 183,9 Milliarden Euro erwirtschaftet. Der Bericht umfasst sozioökonomischen Leistungen aller Aktivitäten, die mit dem Wasser, dem Meer und den Ozeanen verbunden sind. Das sind neben traditionellen Formen der Nutzung wie Fischerei und Aquakultur Bereiche wie Tourismus, Handel oder Freizeit, die wichtige Quellen für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung darstellen können. Der 232 Seiten starke Bericht bezieht sich auf den Zeitraum 2009-2019.

Naturschutz: Parlament fordert mehr tatsächlichen Schutz in Meeresschutzgebieten

Die EU soll extraktive industrielle Tätigkeiten - zu denen auch Fischereipraktiken wie die Grundschleppnetzfischerei gehören - in streng geschützten Meeresschutzgebieten verbieten. Das ist einem Anfang Mai im EU-Parlament mit verschiedenen Änderungsanträgen angenommenen Initiativbericht zu entnehmen. Der Bericht der Europaabgeordneten Isabel Carvalhais (S&D, Portugal) unterstützt damit die Forderungen eines anderen Parlamentsberichts zur EU-Biodiversitätsstrategie, in dem ebenfalls gefordert wird, zerstörerische Praktiken in Meeresschutzgebieten zu verbieten.

Die ursprüngliche Forderung des Carvalhais-Berichts nach einem EU-Verbot der Grundschleppnetzfischerei in allen geschützten Meeresgebieten wurde zu einem EU-Verbot schädlicher Techniken in ihren streng geschützten Meeresgebieten verwässert, kritisierte Fair Seas Ireland. Aber es gibt auch Positives: Verringerung der Auswirkungen der Grundschleppnetzfischerei, Unterstützung der handwerklichen Fischerei, Kartierung von kohlenstoffreichen Meeresgebieten und deren Wiederherstellung, Verbot von extraktiven industriellen Aktivitäten in Meeresschutzgebieten und bessere Berücksichtigung des Fischschutzes.

Obwohl das Ergebnis nicht rechtsverbindlich ist, komme es aus Sicht von Meeresschutzorganisationen wie Oceana politisch genau zum richtigen Zeitpunkt und sei der erste wichtige Schritt in Richtung eines gesetzlichen Verbots destruktiver Fischereimethoden in EU-Mittelmeergebieten. Ein Verbot in Meeresschutzgebieten und ein Nutzungsende auch außerhalb dieser Gebiete sollten in der bevorstehenden Veröffentlichung des Aktionsplans zur Erhaltung der Fischereiressourcen und zum Schutz der Meeresökosysteme sowie dem Gesetz zur Wiederherstellung der Natur, das noch vor dem Sommer erwartet wird, verankert werden.

Fischerei: Fangquoten und Anteil ökologischer Aquakultur

Ende April gab es eine Einigung zwischen der EU und Norwegen über die Fischereiaktivitäten in der Nordostarktis. Das Gebiet umfasst die Gewässer um die Inselgruppe Svalbard und die internationalen Gewässer der Barentssee, hauptsächlich geht es um Fangquoten für Kabeljau (19.636 Tonnen), Rotbarsch, Schellfisch und Schwarzen Heilbutt.

2020 ist die gesamte ökologische Aquakulturproduktion auf EU-27-Ebene auf 6,4 Prozent (etwa 74.000 Tonnen) der gesamten Aquakulturproduktion angewachsen. Das ist eine Steigerung um 60 Prozent seit dem Bezugsjahr 2015, hat die zuständige Beobachtungsstelle EUMOFA errechnet. Die wichtigsten produzierten Arten seien Muscheln, gefolgt von Lachs, Forelle, Karpfen, Auster und Wolfsbarsch/Keilbrasse. Die wichtigsten EU-Erzeuger von ökologischer Aquakultur sind Irland, Italien und Frankreich, aber auch die Niederlande, Spanien, Deutschland, Dänemark und Bulgarien produzieren Meeresfrüchte. [jg]

 

JRC: A new Blue Economy Observatory to monitor and promote the sustainability of our ocean related activities

EU-Kommission: The EU blue economy report 2022

Seas At Risk: European environmental organisations call for a ban on destructive fishing practices in Marine Protected Areas

Oceana: European Parliament calls for action on bottom fishing and true protection for EU's marine protected areas

Fair Seas Ireland: "Protected" must mean PROTECTED (linkedin.com)

Fischerei: EU und Norwegen verstärken Zusammenarbeit für nachhaltige Fischerei in Nordostarktis

EUMOFA: Organic Aquaculture in the EU

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