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Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen
News | 11.06.2025
#Klima und Energie #Politik und Gesellschaft

Das THW als Klimakrisenmanager

Brückenbau nach Überschwemmung
© Max Moelkner
Ehrenamtliche des THW bauen nach einer Überflutung eine neue Brücke

Klimabedingte Einsätze nehmen für das Technische Hilfswerk (THW) zu. Waldbrände oder umgekippte Gewässer nach Hitze und Trockenheit oder Starkregenfälle sind nur einige Beispiele. In diesen Fällen kann das THW mit seinen rund 88.000 ehrenamtlichen Einsatzkräften, seinem Know-how und seiner professionellen Ausstattung schnell, effektiv und auch über längere Zeiträume Hilfe leisten.

Überflutete Straßen, von Wassermassen eingerissene Brücken oder eingestürzte Gebäude – diese Bilder sind vielen Menschen von den Starkregenereignissen der vergangenen Jahre in Erinnerung. Allein 2024 hatte das THW gleich drei durch Unwetter ausgelöste größere Einsätze: Zoltan mit Starkregen in Niedersachsen zum Jahreswechsel, Sturmtief Katinka führte im Mai im Saarland und Rheinland-Pfalz zu Hochwasser oder Sturmtief Orinoco, das im Süden Deutschlands für Überschwemmungen sorgte. Besonders im Gedächtnis bleibt aber die Starkregenkatastrophe entlang der Ahr und der Erft aus dem Jahr 2021. Diese führte zum größten Einsatz in der Geschichte des THW.

Einsatz der Superlative

Mehr als 2,7 Millionen Einsatzstunden, rund 17.000 Einsatzkräfte aller acht THW-Landesverbände und alle 25 Fachfähigkeiten zeitgleich aktiv: Das sind die Eckdaten des bislang größten Einsatzes in der Geschichte des THW. 

Bundesweit verfügte das THW damals über 668 Ortsverbände (inzwischen ist ein virtueller dazu gekommen). Helferinnen und Helfer aus allen THW-Ortsverbänden waren damals im Starkregeneinsatz. Hier zeigt sich, wie effektiv die bundesweite Aufstellung und einheitliche Ausstattung des THW ist: Einsatzkräfte aus allen Regionen Deutschlands können schnell zusammengezogen werden und arbeiten problemlos zusammen. Nur so konnte dieser Monate dauernde Einsatz gemeistert werden.

Gebündelte Fachkompetenz für effektive Hilfe

Ein Novum für das Technische Hilfswerk: Während des Starkregeneinsatzes wandten die Einsatzkräfte erstmalig im selben Einsatz alle Fähigkeiten aus den insgesamt 25 verschiedenen Typen an Fachzügen, Fachgruppen, Trupps und Teams des THW an.

Die unübersichtlichen Schadenslagen in den verschiedenen Bundesländern erforderten mehrere Kompetenzen des THW gleichzeitig. Über die passenden THW-Einsatzoptionen für die jeweilige Region gaben Fachberatende Auskunft. Sie evaluierten in örtlichen Krisenstäben gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der betroffenen Landkreise die Katastrophenlage. Für die jeweiligen Anforderungen der Landkreise vermittelten und zeigten sie die helfenden Kompetenzen des THW.

Zu Beginn des Einsatzes stand die Menschenrettung im Fokus. Die Ehrenamtlichen der Fachgruppen Ortung, der Bergungsgruppen und der Fachgruppen Schwere Bergung suchten in den Fluten und Trümmern Vermisste. Mit Booten unterstützten die Kräfte der Fachgruppen Wassergefahren. Sie brachten Menschen und deren Habseligkeiten in Sicherheit. Darüber hinaus ging das THW mit seinen leistungsstarken Pumpen gegen die Überflutungen vor. Mit diesen ist das THW in der Lage, je nach Modell bis zu 25.000 Liter Wasser in der Minute zu fördern. An anderen Stellen bauten THW-Kräfte Barrieren aus Sandsäcken und versuchten so, das Wasser zurückzuhalten.

Um weitere Überflutungen wegen steigender Wasserspiegel frühzeitig zu erkennen, installierten die THW-Kräfte des Trupps Mobiler Hochwasserpegel mobile Pegelmesssysteme und überwachten damit Wasserstände. Ihre Ergebnisse stellten die Trupps den jeweiligen Führungsstellen zur Verfügung, die darauf basierend weitere Schutzmaßnahmen einleiteten. 

Freiwillige Helfer*innen versorgen Menschen mit sauberem Wasser

Mit Trinkwasseraufbereitungsanlagen (TWA) versorgten die Einsatzkräfte des THW die Menschen mit sauberem Wasser. Insgesamt errichtete das THW vier Anlagen an drei Einsatzstellen, um das verunreinigte Wasser aufzubereiten. In Ahrweiler und Schuld wurden so fast fünf Millionen Liter Brauch- und Trinkwasser abgegeben. Das entspricht mehr als einer halben Million Wasserkästen.

Wo die Wasserstände gesunken waren, hatte die Flut Tonnen an Schlamm, Trümmern und Treibgut hinterlassen. Technische Züge und verschiedene Fachgruppen Räumen befreiten die Straßen und Flächen von Trümmern oder herumliegenden Autowracks. Mit Baggern, Radladern und anderem schweren Gerät schaufelten THW-Kräfte den Weg frei. Zudem befreiten sie Flussläufe von entwurzelten Bäumen oder eingestürzten Brücken. An anderen Stellen prüften Baufachberaterinnen und Baufachberater des THW den Zustand und die Stabilität von Häusern. Zur Überwachung von Gebäuden und Einsatzstellen benutzen diese häufig das Einsatzstellen-Sicherungssystem (ESS). Damit können bereits kleinste Bewegungen registriert und Einsatzkräfte frühzeitig gewarnt werden.

Kai Pietsch
Eine wichtige Aufgabe bestand darin, die Infrastruktur wiederherzustellen. Hierzu zählen Gleise, Straßen oder Brücken. Das THW ist die einzige zivile Organisation in Deutschland, die Brücken bauen kann.
Kai Pietsch, THW
Referatsleiter Inland

In weiten Teilen der überfluteten Gebiete war zudem der Strom ausgefallen oder Stromnetze beschädigt. Rund 60 Teams, mehrheitlich aus Einsatzkräften der Fachgruppen Elektroversorgung sowie Notversorgung und Notinstandsetzung bestehend, arbeiteten daran, Menschen mit Notstrom zu versorgen. Die THW-Kräfte betrieben dazu Notstromaggregate, reparierten Hausanschlüsse, verlegten Leitungen und speisten Strom in die noch vorhandenen Netze ein.

Eine weitere wichtige Aufgabe bestand darin, die Infrastruktur wiederherzustellen. Hierzu zählen Gleise, Straßen oder Brücken. Das THW ist die einzige zivile Organisation in Deutschland, die Brücken bauen kann. Einsatzkräfte der Fachgruppen Brückenbau aus ganz Deutschland errichteten daher mehr als 30 Brücken. Darunter mit 52 Metern die bislang größten Brücken, die das THW bisher gebaut hat.

Alle genannten Einsatzoptionen führen Ehrenamtliche aus. Sie benötigten bei Dauereinsätzen frisches Material, Verpflegung und natürlich Pausen. Das alles boten die sogenannten Bereitstellungsräume. Von diesen aus starteten alle beteiligten Organisationen und Hilfskräfte ihre Einsätze. Das THW sorgte für die Verpflegung aller Einsatzkräfte und bot Reparatur- und Wartungsangebote an. 

Der Autor

Kai Pietsch ist Referatsleiter Inland in der THW-Leitung in Bonn. Er koordinierte unter anderem den Einsatz nach dem Starkregen im Jahr 2021.

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