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Koexistenz: Für ein Leben mit Wolf
EU-News | 19.09.2024
#Biodiversität und Naturschutz

Koexistenz: Für ein Leben mit Wolf

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© Foto: Pixabay

Mehr als 300 Organisationen haben die EU-Mitgliedstaaten aufgefordert, den Vorschlag der Kommission, Wölfe im Rahmen der Berner Konvention herabzustufen, abzulehnen. Es gehe um die Koexistenz mit Großraubtieren und die Förderung präventiver Maßnahmen. Jahrzehntelange Erfolge im Naturschutz gelte es zu erhalten.

Eine große Koalition von zivilgesellschaftlichen und Tierschutzorganisationen ist sich einig: Der Wolfsschutz muss gestärkt werden, nicht geschwächt. Auch fast 300.000 EU-Bürgerinnen und EU-Bürger unterstützen diese Forderung einer Avaaz-Kampagne, die am Internationalen Tag des Wolfes (13. August) gestartet wurde.

Die EU-Kommission hatte im Dezember 2023 den Vorschlag gemacht, im Rahmen des internationalen Übereinkommens über die Erhaltung der europäischen wild lebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume („Berner Konvention“) den Wolfsstatus von „streng geschützt“ auf „geschützt“ zu ändern, da die EU das im Alleingang nicht entscheiden kann (EU-News 21.12.2023). Dieser Vorschlag entsprach laut Kommission weitgehend der Entschließung des EU-Parlaments vom November 2022 zum „Schutz der Viehwirtschaft und der Großraubtiere in Europa“. Umweltverbände begleiteten die Debatten seit Beginn kritisch (EU-News 19.09.2023, EU-News 12.07.2023, EU-News 24.11.2022). Da auf Ratsebene derzeit der Vorschlag weiter diskutiert wird, meldeten sich Europäisches Umweltbüro (EEB), WWF, BirdLife, BUND, ClientEarth, Deutscher Tierschutzbund, NABU, ProWildlife und viele andere mit einem Gemeinsamen Statement erneut zu Wort.

„Medienberichten zufolge wurde auf die Mitgliedstaaten großer politischer Druck ausgeübt, den unwissenschaftlichen und politisch motivierten Vorschlag der Europäischen Kommission zu akzeptieren“, so die Organisatoren. Sie betonen, dass dies ein entscheidender Moment für die Umweltministerien sei. „Wölfe müssen streng geschützt bleiben - nicht nur um der Arterhaltung und der Wissenschaft willen, sondern auch für die Gesundheit unserer Ökosysteme und für die Glaubwürdigkeit der Europäischen Union.“ 

Zu den Forderungen in Kürze:

  • Koexistenz fördern: Präventive Maßnahmen wie Zäune und Schäferhunde verstärken und für Landwirte leichter zugänglich machen.
  • Schutz durchsetzen: Sicherstellen, dass die illegale Wolfsjagd unterbunden und die EU-Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH) eingehalten wird.
  • Bewusstsein schärfen: Wissenschaftlich fundierte Aufklärung über die ökologischen und sozioökonomischen Vorteile des Wolfs.
  • Wissenschaftliche Erkenntnisse respektieren: Jede Änderung des Wolfsschutzes muss auf der Grundlage strenger Daten erfolgen, nicht auf der Grundlage politischen Drucks.

Die Organisationen sind rechtlich auf der sicheren Seite. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte kürzlich entschieden, dass regionale Gesetze keine Ausnahmen bei der Bejagung von Wölfen zulassen dürfen, wenn es der Population auf nationaler beziehungsweise biogeografischer Ebene schlecht geht (EU-News 01.08.2024). Dies ist das zweite Urteil, das den Schutz großer Carnivoren höchstrichterlich stärkt. Bereits Mitte Juli gab es eine Vorabentscheidung zum Wolfsschutz in Tirol (EU-News 11.07.2024). 

Der NABU sieht in seinem Blog Naturschätze retten den EU-Artenschutz insgesamt unter Druck. Wird die Berner Konvention geändert, werde sich dies auch auf die FFH-Richtlinie und andere Großraubtiere auswirken, schreibt Naturschutzexpertin Marie Neuwald - mit weitreichenden negativen Folgen. Derweil wurde in Bayern - amtlich genehmigt - der falsche Wolf erschossen, prangerte ProWildlife auf X mit Bezug auf einen Bericht in der Süddeutschen Zeitung an. [jg]

WWF et. al.: Over 300 civil society groups urge EU to strengthen wolf protection, not weaken it

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