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Ozeanpakt, Walfangresolution und innovative Fischerei
EU-News | 02.10.2024
#Kreislaufwirtschaft #Wasser und Meere

Ozeanpakt, Walfangresolution und innovative Fischerei

Eine Erdkugel in Form eines Wassertropfens fällt ins Meer.
© Adobe Stock / Pixel Matrix

140 Organisationen fordern ehrgeizigen Europäischen Ozeanpakt. Der „Nervenkrimi auf der Walfangkonferenz“ (Pro Wildlife) ist mit einer Resolution gegen kommerziellen Walfang zu Ende gegangen, ein Schutzgebiet allerdings scheiterte. Ein Bündnis aus Umwelt- und Fischereiorganisationen zeigt innovative, ökologische Geschäftsmodelle. Derweil berät der Fischereirat über Fangquoten.

Anlässlich der Ozeanwoche, die vom 30. September bis 4. Oktober in Brüssel stattfindet, rufen 140 Organisationen die neu gewählten EU-Institutionen dazu auf, „mutige Maßnahmen zu ergreifen“, damit Ozeane und Küsten der EU besser geschützt werden. Die EU müsse einen Ozeanfonds einrichten und neue Rechtsvorschriften zum Verbot zerstörerischer Aktivitäten auf See vorschlagen. Ein Blaues Manifest, das am 1. Oktober im Europäischen Parlament vorgestellt wurde, wird von Seas At Risk, BirdLife Europe and Central Asia, ClientEarth, Oceana, Surfrider Foundation Europe und WWF angeführt und setzt sich für einen ehrgeizigen Ocean Deal ein, der die Gesundheit der Meere in den Mittelpunkt der EU-Entscheidungen stellt. Die Verbände wollen die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die im Juli bei ihrer Wiederernennung für eine neue Amtszeit die Schaffung eines „Europäischen Ozeanpakts“ zugesagt hatte, beim Wort nehmen.

Nach Angaben der Europäischen Umweltagentur stehen mehr als 90 Prozent der europäischen Meeresgebiete durch menschliche Aktivitäten – intensive Fischerei, Schifffahrt, Öl- und Gasbohrungen, Tourismus und andere Küstenaktivitäten – unter Druck. Zerstörerische Praktiken wie die Grundschleppnetzfischerei werden in 90 % der küstennahen Meeresschutzgebiete der EU fortgesetzt, und jedes Jahr gelangen immer noch mehr als 14 Millionen Tonnen Plastik in die Ozeane.

IWC-Konferenz: EU-Resolution gegen kommerziellen Walfang angenommen

Die 88. Sitzung der Internationalen Walfangkommission (IWC) fand vom 23. bis 27. September im peruanischen Lima statt. Die wichtigsten Entscheidungen fielen laut Pro Wildlife am 24. September, zur Erleichterung der Artenschutzorganisation: „Bis zur letzten Minute war unklar, ob die Walfang-unterstützenden Länder die Beschlussfähigkeit der IWC blockieren würden“, berichtete Dr. Sandra Altherr. Die EU-Resolution gegen kommerziellen Walfang, die erste seit 23 Jahren, wurde aber tatsächlich angenommen. Ein neues Walschutzgebiet im Südatlantik scheiterte jedoch um eine Stimme an der erforderlichen Dreiviertelmehrheit, da die Walfang-unterstützenden Länder geschlossen dagegen stimmten, bedauerte Altherr. Immerhin wurden zwei weitere Initiativen der EU, die eine künftige Kooperation mit der Antarktis-Konvention CCAMLR und dem UN-Hochseeabkommen BBNJ in Sachen Walschutz einfordern, einstimmig angenommen.

Verbändebündnis zeigt neue Strategien zur Verkleinerung des ökologischen Fußabdrucks im Fischereisektor

Seas At Risk, Low Impact Fishers of Europe, Ecologistas en Acción, Sciaena und der BUND haben am 1. Oktober zwölf erfolgreiche alternative Geschäftsmodelle vorgestellt, mit denen Probleme wie der Verlust der biologischen Vielfalt, der Klimawandel und die sozioökonomischen Probleme der Küstengemeinden angegangen werden können. Der Bericht zeigt innovative Geschäftsmodelle, die von kleinen, umweltfreundlichen Fischereibetrieben und Fischhändler*innen entwickelt wurden. Zu den wichtigsten Empfehlungen gehören der vorrangige Zugang zu Fanggebieten und Quoten, die Einführung neuer Qualitätskennzeichnungssysteme und die Aufstockung der finanziellen und administrativen Unterstützung, um sicherzustellen, dass diese Fischereien gedeihen und zu einer nachhaltigen Zukunft beitragen können. Probleme wie die Marktdominanz von Zwischenhändler*innen, die Konzentration von Fangquoten in den Händen einiger weniger Großinteressen, unangemessene Fischereivorschriften und rückläufige Fischpopulationen würden in den Modellen erfolgreich angegangen. Durch die Entwicklung von Strategien wie Direktvermarktung, neuartigen Kennzeichnungssystemen und profitablen Märkten für invasive Arten böten die vorgestellten Innovationen nicht nur neue Marktchancen, sondern auch gerechtere Preise für kleine, umweltverträgliche Fischereien, die auf den traditionellen Märkten oft an den Rand gedrängt werden. Gleichzeitig werde der ökologische Fußabdruck des Sektors minimiert. Nun sei die Politik gefragt. Bruno Nicostrate, leitender Referent für Fischereipolitik bei Seas At Risk: „Schon heute gehen viele Fischer*innen und Fischhändler*innen, die die Umwelt nicht belasten, mit gutem Beispiel voran. Der künftige EU-Ozeanpakt muss diese Praktiken ausweiten, indem er für diese Gruppen ein förderliches Umfeld für die Wirtschaft schafft.“

Neue Fangquoten in Arbeit

Auch für 2025 müssen wieder Fangquoten beschlossen werden – bis Dezember müssen die Ergebnisse vorliegen. Der Landwirtschaft- und Fischereirat (AGRIFISH) hat in seiner Sitzung am 23. September erste Gedanken über die Bewirtschaftung der Fischbestände, die mit dem Vereinigten Königreich gemeinsam genutzt werden, ausgetauscht. Die offiziellen Konsultationen über 81 gemeinsam mit Großbritannien befischten Bestände sowie die Konsultationen mit Norwegen finden von Ende Oktober bis Anfang Dezember statt. Der Rat erörterte außerdem einen Vorschlag der Kommission zur Aktualisierung der Fangmöglichkeiten für 2024 und 2025 für bestimmte Fischbestände, deren Befischung noch offen sind, darunter die Sardelle in den Iberischen Gewässern des Atlantiks. [jg]

Seas At Risk et al.: 140 organisations […] prioritise ocean health with new fund and ban on destructive activities

Pro Wildlife: Nervenkrimi auf der Walfangkonferenz

New report: Fishing for a New Era - Small-scale, low-impact fishing shows the way.

Rat „Landwirtschaft und Fischerei“ 23.09.2024

ECOS: Neue Normen zur Reduzierung von Plastikmüll in der Fischerei in Arbeit

Mehr als 10 Prozent des Kunststoffs in unseren Ozeanen, des so genannten „Meeresplastiks“, stammt von Fischereigeräten und anderen damit verbundenen Gegenständen. Die sich für umweltfreundliche Standards einsetzende Organisation ECOS hat sich aktiv an der Entwicklung neuer europäischer Normen für das „Circular Design von Fanggeräten und Aquakulturausrüstungen“ beteiligt. Diese Normen sollen dazu beitragen, Plastik, Mikroplastik und andere Abfälle in unseren Meeren zu reduzieren, die der Tierwelt schaden. Die EN-Normenreihe steht kurz vor dem Abschluss.

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