Wie weniger Papierkram der Umwelt helfen kann

Bürokratieabbau – für viele das Patentrezept, um den ökologischen Umbau endlich zu beschleunigen. Weniger Vorschriften sollen Zeit sparen, die Wirtschaft entlasten und die Transformation voranbringen. Doch ist das wirklich die Lösung? Umweltorganisationen warnen vor Risiken, während andere – etwa das Umweltbundesamt – Chancen sehen. Warum vereinfachte Regeln nicht nur Probleme, sondern auch Vorteile für den Umweltschutz bieten, zeigt Marion Busch in ihrem Beitrag.
Ein Ansatz für die raschere Umsetzung von Umwelt- und Klimazielen sind digitale Methoden. „Die sozial-ökologische Transformation gelingt nur, wenn wir ökologische Ambition mit moderner Staatlichkeit verbinden. Wir müssen weg von einem stetig wachsenden Regelwerk hin zu einem lernenden, wirkungsorientierten Staat, der Umwelt- und Klimaziele mit schlanken, digitalen Verfahren umsetzt“, sagt der Präsident des Umweltbundesamts Dirk Messner in einem Statement für den DNR-Newsletter.
Mit weniger Bürokratie können zum Beispiel für die Energiewende bedeutende Projekte wie Windräder oder Solaranlagen schneller genehmigt werden, und zwar nachhaltig – vorausgesetzt, der Umweltschutz bleibt dabei weiterhin ein wichtiges Kriterium. Dafür braucht es schlanke Lösungen und den Einsatz künstlicher Intelligenz.
„Eine progressive Entbürokratisierung bedeutet: Bürokratie dort abbauen, wo sie keinen ökologischen Mehrwert bringt – ohne dabei Umweltstandards abzusenken. Wenn wir Verfahren vereinfachen, Daten nur einmal erheben – nach dem Once-Only-Prinzip–, Daten besser vernetzen und auswerten sowie digitale Infrastrukturen klug nutzen, steigern wir nicht nur die Effizienz, sondern auch Akzeptanz, Vertrauen und Wirkung“, konstatiert Dirk Messner.
Digitale Rezepte und KI
Die Schlüsselrollen spielen dabei Digitalisierung und künstliche Intelligenz. „Sie können Verwaltungsprozesse beschleunigen, Genehmigungsverfahren vereinfachen und Gesetzesvollzüge wirksamer machen. Solche Lösungen zeigen, dass technologische Innovation und Umweltpolitik sich gegenseitig stärken können“, so der UBA-Präsident. Smarte Instrumente helfen, Abläufe und Genehmigungen zu vereinfachen. Das spart Zeit und Ressourcen und macht es leichter, umweltfreundliche Vorhaben umzusetzen.
Sozial gerechte Veränderung fördern und Vertrauen stärken
Das Wort „Bürokratie“ beschreibt, wie wichtige Vorgänge im Staat ablaufen. In einer Bürokratie ist alles genau geregelt und streng geordnet, jede und jeder hat klar umschriebene Aufgaben. Vorschriften legen genau fest, wie gehandelt werden muss. Aber diese Vorschriften sind nicht in Stein gemeißelt. Zwar schätzt vermutlich jeder Mensch eine funktionierende Verwaltung. Aber: Wenn Regeln einfacher sind, kommen Hilfen und Förderungen für nachhaltige Projekte schneller und gezielter bei den Menschen an. Klare und verständliche Regeln machen es für alle nachvollziehbar, wie Umweltprojekte entstehen. Das erhöht die Bereitschaft, solche Projekte zu unterstützen. Und es fördert eine faire Entwicklung hin zu mehr Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit.

Dirk Messner betont: „Der Staat muss seine eigenen Strukturen modernisieren, um transformativen Wandel zu ermöglichen: ressortübergreifend, datenbasiert, vernetzt. Wenn wir so Bürokratie abbauen, ohne Ambition zu verlieren, wird der Green Deal nicht zum Verwaltungsakt, sondern zum Innovationsmotor – für Klima, Wohlstand und Demokratie in Europa.“
Vereinfachte Planung zum Wohl von Mensch und Umwelt
Weniger Hürden bei der Planung bedeuten, dass Unternehmen und Forschende innovative Umwelttechnologien schneller entwickeln und einsetzen können. Zudem kann die Verwaltung rascher und gezielter auf Umweltprobleme reagieren und vorhandene Mittel sinnvoller einsetzen.
Der DNR und weitere Umweltorganisationen forderten bereits 2022 Maßnahmen durchzusetzen wie den Einsatz von Projektmanagern, die Nutzung von Antragskonferenzen, die Etablierung frühzeitiger Öffentlichkeitsbeteiligung und Planungsvereinfachungen bei kleineren Vorhaben. Gleichzeitig mahnten die Umweltverbände in ihren Handlungsempfehlungen an die Politik: „Planungsbeschleunigung ist kein Selbstzweck. Sie muss die gesellschaftliche Transformation effektiv voranbringen und ihre Akzeptanz fördern, das Klima schützen und den Schutz der biologischen Vielfalt sicherstellen.“
Die Autorin
Marion Busch ist freie Journalistin mit Schwerpunkt auf gesellschafts- und umweltpolitischen Themen.


