Menü
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen
Startseite
Aktuelles & Termine
Aktuelles & EU-News
Wildlebende Tiere und Pflanzen: Umweltausschuss fordert Ende des illegalen Handels bis 2030
EU-News | 09.10.2025
#Biodiversität und Naturschutz #EU-Umweltpolitik #Tierschutz

Wildlebende Tiere und Pflanzen: Umweltausschuss fordert Ende des illegalen Handels bis 2030

Logo der CITES COP 20 Samrakand, 2025

Am 6. Oktober hat der Umweltausschuss des EU-Parlaments (ENVI) gefordert, dass die EU auf dem UN-Gipfel zum Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) eine Reihe von Vorschlägen zur Verschärfung des Schutzes gefährdeter Arten unterstützt. Die CITES COP20 findet vom 24. November bis 5. Dezember 2025 im usbekischen Samarkand statt. Pro Wildlife fordert mehr Tempo beim Artenschutz.

In Kartons eingepferchte seltene Papageien, exotische Reptilien zwischen den Urlaubssouvenirs und handfester illegaler Schmuggel geschützter Arten sind Beispiele für den florierenden Handel mit Wildtieren – mit oft tödlichem Ausgang für die betroffenen Arten. Die dagegen beschlossene Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora (CITES), oder auch das Washingtoner Artenschutzabkommen, feiert 2025 nicht nur ihren 50. Geburtstag, sondern begeht auch das 20. Vertragsstaatentreffen (COP20).

Zeit für „visionäre Entscheidungen“, findet Pro Wildlife-Expertin Daniela Freyer. Auf der Tagesordnung stehen 51 Schutzanträge, die über das Schicksal von 217 Tier- und 17 Pflanzenarten entscheiden, darunter dutzende Hai-Arten sowie Affen, Faultiere, Reptilien, Frösche und Vögel. Während die meisten Anträge auf besseren Schutz abzielen, warnt die Artenschutzorganisation Pro Wildlife vor drohenden Rückschritten beim Schutz von Elefanten, Nashörnern und Giraffen. „Profitgier bedroht die Artenvielfalt mehr denn je. CITES ist die einzige Konvention, die der kommerziellen Ausbeutung der Natur Einhalt gebieten kann“, betonte Freyer. 

Wildtierschmuggel und illegaler Handel mit Pflanzen als organisierte Kriminalität anerkennen

Geht es nach dem ENVI soll der illegale Handel mit wildlebenden Tieren und Pflanzen spätestens 2030 enden. Alle Länder müssten die Durchsetzung des UN-Übereinkommens verstärken, „da die derzeitige Anwendung der Verbote und Beschränkungen des Übereinkommens für den Handel mit geschützten Arten unzureichend ist“, so der ENVI. Des Weiteren forderten die Abgeordneten, dass grenzüberschreitende Wildtierkriminalität als organisierte Kriminalität anerkannt werden muss. Korruption, Finanz- sowie Cyberkriminalität müssten ebenfalls im Zusammenhang mit Wildtierhandel bekämpft werden.

Durch ein detailliertes EU-Informationssystem müsse die Rückverfolgbarkeit im Handel verbessert werden. Die EU und ihre Mitgliedstaaten müssten außerdem den Besitz illegal erworbener Wildtiere unter Strafe stellen, unabhängig davon, ob diese in der CITES-Liste aufgeführt sind oder nicht. Zudem brauche es ein rechtsverbindliches Instrument zur Bekämpfung des Elfenbeinhandels in der EU sowie eine sogenannte Positiv-Liste der Arten, die als Haustiere gehalten werden dürfen. 

Der Bericht über die strategischen CITES-Ziele der EU wurde mit 67 zu 8 Stimmen bei 7 Enthaltungen angenommen. Der Handel mit wildlebenden Tieren und Pflanzen dürfe laut ENVI „ausschließlich legal und nachhaltig“ erfolgen, „im Einklang mit der langfristigen Erhaltung der Arten“ und müsse dazu beitragen, den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen. Auf der nächsten Plenarsitzung (20. bis 24.10.2025) soll es eine finale Abstimmung zur Position des EU-Parlaments geben. 

Pro Wildlife warnt vor Lobbyinteressen und fordert ambitionierte Beschlüsse statt Rückschritte

Die EU - weltweit größter Importeur von Froschschenkeln - will während der CITES laut Pro Wildlife erstmals den Schutz von Wasserfröschen aus Südosteuropa beantragen. 

Der Schutz überfischter Haie, Rochen und Aale zähle zu den Schwerpunktthemen der anstehenden CITES-Konferenz. Sieben Anträge beträfen insgesamt 74 Arten, darunter Walhaie, Schlingerhaie und Mantas. Die EU sei an drei Hai-Anträgen beteiligt und schlage zudem vor, die bestehenden Handelsbeschränkungen für europäische Aale auf alle 17 Aalarten weltweit auszuweiten. „Beim Schutz mariner Arten ist die EU ein wichtiger Motor“, erklärt Freyer, warnt jedoch: „Asiatische Staaten und die kommerzielle Fischerei laufen bereits Sturm gegen die neuen Schutzanträge. Hier gilt es, standhaft zu bleiben.“

Auch der Schutz von Elefant, Nashorn und Giraffe stünde „unter Beschuss“, da insgesamt sechs Anträge aus dem südlichen Afrika eine Lockerung oder gar Streichung des Schutzes bedrohter Arten forderten, kritisiert Pro Wildlife. „Handelskontrollen sind bitter nötig, allein in den letzten fünf Jahren wurden insbesondere aus dem südlichen Afrika 1.100 lebende Giraffen, 2.400 Jagdtrophäen sowie viele Tausend Dekoartikel aus Giraffenknochen gehandelt“, so die Pro Wildlife Expertin.

CITES sei „nach wie vor das schärfste Schwert im globalen Kampf gegen das Artensterben“. Ohne CITES wären viele Arten längst ausgerottet. Allerdings benötige das Abkommen „heute mehr Tempo denn je, um das Artensterben zu stoppen“. [jg]

EU-Parlament:  Wild fauna and flora: MEPs call for an end to all illegal trade by 2030 

Pro WIldlife: Weltartenschutz-Konferenz: Hoffnung für Haie, Bedrohung für Elefanten

Offizielle Konferenzseit: CITES COP20

Das könnte Sie interessieren

Blick auf Münzenberge mit darauf wachsenden Bäumen, im Hintergrund der Torso eines Mannes mit Taschenrechner
EU-News | 10.10.2025

#EU-Umweltpolitik #Klima und Energie #Wirtschaft

Steigende Kosten des Klimawandels: Warum die EU-Haushaltsregeln reformiert werden müssen

Um den Klimawandel zu bekämpfen, bräuchte es erhebliche jährliche Vorabinvestitionen. Der derzeitige Mehrjährige Finanzrahmen (MFR) umfasst aber nur 1,3 Prozent des BIP der EU - und die Gelder sind größtenteils für andere Zwecke vorgesehen. Europa kann jetzt vorsorgen oder später extreme Klimafolgekosten stemmen. Max Kretschmer von Finance Watch plädiert für die vorausschauende Erweiterung des fiskalischen Spielraums. ...