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Keine Wälder für die Energiegewinnung
EU-News | 17.06.2021
#Klima und Energie #Wald #Biodiversität und Naturschutz

Keine Wälder für die Energiegewinnung

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c. Pixabay

Die EU-Kommission erwägt anscheinend, Vorschriften für Bioenergie zu verschärfen. Ist dies ihre Antwort auf die Petition „Die EU muss Wälder schützen, statt sie für die Energiegewinnung zu verbrennen“? Deutsche Umweltorganisationen fordern indes verbindliche Klimaziele für die Land- und Forstwirtschaft.

Strengere Regeln für Bioenergie?

Wie das Online-Nachrichtenmagazin Euractiv am Donnerstag berichtete, habe die Nachrichtenagentur Reuters einen Entwurf der EU-Kommission über die künftige Rolle von Bioenergie eingesehen. Diesem Dokument zufolge erwäge die EU-Exekutive anscheinend eine Verschärfung der Regeln, ob Energie aus Holzverbrennung als erneuerbar eingestuft und auf die Umweltziele angerechnet werden könne.

Der Entwurf sehe vor, dass mit Biomasse betriebene Strom- und Wärmekraftwerke mit einer Kapazität von 5 Megawatt (MW) oder mehr Nachhaltigkeitskriterien erfüllen und im Vergleich zu fossilen Brennstoffen erhebliche Emissionsreduktionen bieten müssen. Biomasseanlagen mit einer Kapazität unter 20 MW seien derzeit von diesen Anforderungen ausgenommen.

Aus dem Entwurf gehe wohl auch hervor, dass nationale Förderprogramme, die die Nutzung von Biomasseenergie unterstützen, einem „Kaskadenprinzip“ folgen müssen. Das bedeutet, dass Holz nur als letztes Mittel zur Energiegewinnung verbrannt werden sollte.

Mehr als 220.000 Menschen fordern die EU zum Schutz von Wäldern auf

Stellvertretend für 127 internationale Nichtregierungsorganisationen übergab das niederländische Clean Air Committee am Dienstag eine Petition an Diederik Samsom, Kabinettschef des Vizepräsidenten der EU-Kommission Frans Timmermans.

Die Petition „Die EU muss Wälder schützen, statt sie für die Energiegewinnung zu verbrennen“ fordert die EU-Politiker*innen und die EU-Mitgliedstaaten dazu auf:

  • Subventionen und andere Anreize für die Verbrennung von Holzbiomasse einzustellen und das Geld umzulenken in die Förderung von Energieeffizienz und in den Ausbau wirklich erneuerbarer Energiequellen,
  • Energie, die aus der Verbrennung von Holzbiomasse gewonnen wird, nicht positiv in den Klimabilanzen zu verbuchen,
  • den Schutz der Wälder und der Artenvielfalt vorrangig zu berücksichtigen.

Jana Ballenthien, Waldreferentin von Robin Wood Deutschland, mahnte: „Deutschland steht an der Schwelle, in die großindustrielle Verbrennung von Holz in umgerüsteten Kohlekraftwerken einzusteigen. Herr Timmermans, geben Sie Deutschland und allen Mitgliedstaaten ein starkes Signal gegen das Verbrennen wertvoller Wälder und setzen Sie sich für eine soziale, faire und ökologische Energiewende in der EU ein“.

Zu den unterstützenden Organisationen gehören die Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz (ARA), Bird Life Europe, Client Earth, Euro Natur, Fern und Robin Wood.

Die Waldschutzorganisation Fern veröffentlichte überdies ein Factsheet, welches die Klimaauswirkungen der Verbrennung von Waldbiomasse erklärt und warum die Verbrennung von Waldbiomasse keine Lösung für das Klima ist. In den Wäldern Europas wird durch die Holzernte immer weniger Kohlenstoff gespeichert. Maßnahmen zum Schutz und zur Wiederherstellung der Wälder in der EU könnten die Menge des von ihnen absorbierten Kohlendioxids verdoppeln und dazu beitragen, den Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten, so Fern.

LULUCF: verbindliche Klimaziele einführen

Die Land- und Forstwirtschaft muss mit rechtlich verpflichtenden und ambitionierten Zielen einen deutlich größeren Beitrag zum Klimaschutz leisten, fordern die Umweltorganisationen BUND, E3G, Greenpeace, Succow-Stiftung, WWF sowie der Dachverband Deutscher Naturschutzring (DNR) in einem am Freitag erschienenen gemeinsamen Forderungspapier.

„Es gilt, Synergien zwischen der europäischen LULUCF-Verordnung und der Klimaanpassungs- und der Biodiversitätsstrategie zu stärken. Nur so können sowohl die Klima- als auch Biodiversitätskrise entschärft werden“, so die Verbände. Die Erhaltung von Wäldern ohne Holznutzung, die Erhöhung der Kohlenstoffvorräte im Wald durch eine naturverträgliche Waldbewirtschaftung sowie die Wiedervernässung von organischen Böden, also vor allem Mooren mit Grünland und Acker, seien besonders effektiv, um Klima- und Naturschutz gemeinsam voranzubringen, heißt es im Papier weiter.

Die EU-Kommission legt voraussichtlich am 14. Juli einen Vorschlag zur Überarbeitung der LULUCF-Verordnung im Rahmen ihres Fit-for-55-Pakets vor. LULUCF steht für Landnutzung (land use), Landnutzungsänderung (land use change) und Forstwirtschaft (forestry).

Euractiv with Reuters: EU eyes tighter rules for ‘renewable’ biomass energy 

Petition: Die EU muss Wälder schützen, statt sie für die Energiegewinnung zu verbrennen. 

Robin Wood: Streicht Waldbiomasse aus der EU-Richtlinie für erneuerbare Energien! 

Fern: Why bioenergy is not a climate solution 

Verbändeposition: Anforderungen an eine zukunftsfähige Ausgestaltung des LULUCF-Sektors 

Redakteurin: Ann Wehmeyer

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