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Badegewässer hui, Grundwasser pfui, Vjosa in Gefahr
EU-News | 04.03.2021
#Wasser und Meere #Landwirtschaft und Gentechnik #Biodiversität und Naturschutz

Badegewässer hui, Grundwasser pfui, Vjosa in Gefahr

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c. pixabay

Die Europäische Umweltagentur hat zwei wasserbezogene Berichte veröffentlicht. Im ersten mahnt sie dringend nachhaltige Lösungen für die Gemeinsame Agrarpolitik an. Im zweiten bescheinigt sie den meisten europäischen Badegewässern gute Noten. Derweil bangt EuroNatur mit anderen Verbänden um die Zukunft von Europas größtem Wildfluss außerhalb Russlands: der albanischen Vjosa.

Wasserversorgung in Europa: EU-Agrarpolitik muss umweltfreundlicher werden

Agrarökologische Prinzipien, ökologischer Landbau und naturbasierte Lösungen - dies sollte Basis für die Landwirtschaft sein, heißt es im Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) "Water and agriculture; towards sustainable solutions". Um das zu erreichen, seien ehrgeizigere Maßnahmen zur Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft in der kommenden Gemeinsamen Agrarpolitik der EU 2021-2027 erforderlich.
Jüngste Studien der EEA hätten gezeigt, dass viele europäische Oberflächen- und Grundwässer in keinem guten Zustand sind und der Zustand von Europas regionalen Meeren alarmierend ist. Landwirtschaftliche Aktivitäten seien eine wichtige Quelle für die Belastung der europäischen Gewässer durch Nährstoff- und chemische Verschmutzung, Wasserentnahme und physische Veränderungen der Lebensräume, unter anderem durch Wasserspeicherung und Entwässerung (Landdrainage). Es sei dringend notwendig, auf diese Herausforderungen zu reagieren, da die Auswirkungen des Klimawandels in Teilen Europas den Druck auf die Gewässer verschärften und eine Gefahr für die landwirtschaftliche Produktion darstellten, so die EEA. Der Umbau hin zu ökologischeren Praktiken müsse durch entsprechende finanzielle Anreize gefördert werden, zudem sei ein kombinierter Ansatz nötig, um die Verbraucherpolitik entsprechend zu verändern sowie einen Wandel der Lebensmittel- und Energiesysteme zu erreichen.

Schwimmen fast ohne Risiko: Badegewässer-Richtlinie wirkt - vorerst

Als 1976 die Badegewässer-Richtlinie in Kraft trat, waren die Zustände an manchen Badestellen katastrophal. In den letzten 40 Jahren habe sich die Qualität der Badegewässer in ganz Europa jedoch "drastisch verbessert", berichtet die EEA in ihrem Bericht "Bathing water management in Europe: Successes and challenges". Städtische Kläranlagen und Verbesserungen in den Kanalisationsnetzen, Restriktionen für Industrie und Landwirtschaft trugen zu den Erfolgen bei. Die Anzahl überwachter Badestellen sei von etwa 7.500  im Jahr 1990 auf mehr als 22.000 im Jahr 2019 gestiegen. Von 1991 bis 2019 sei der Anteil der Badegebiete mit ausreichender Wasserqualität von 74 Prozent auf mehr als 95 Prozent und der Anteil der Gebiete mit ausgezeichneter Wasserqualität von 53 auf 85 Prozent gestiegen.

Obwohl sich die Qualität der Badegewässer in Europa verbessere und das Baden heute sogar in einigen stark urbanisierten Gebieten möglich sei, bestehe weiterhin die Notwendigkeit, sowohl bestehende als auch neu entstehende Belastungen zu mindern. Die Europäische Umweltagentur warnt davor, dass der Klimawandel neue Herausforderungen für die Bewirtschaftung der Badegewässer mit sich bringen wird, zum Beispiel durch den steigenden Meeresspiegel, häufigere und stärkere Stürme, einen erhöhten Flussdurchfluss oder Wasserknappheit. Auch die Verschmutzung durch Nährstoffe und Chemikalien sowie die Verschmutzung durch Plastik blieben Probleme, die ein stärkeres Handeln erfordern, heißt es in dem Bericht.

Europas größter Wildfluss in Gefahr

Mit Blick auf die nationalen Wahlen in Albanien am 25. April 2021 fordern albanische und internationale Naturschutzgruppen wie EcoAlbania, RiverWatch und EuroNatur internationale Unterstützung und dass der geplante Wildfluss-Nationalpark an der Vjosa gesetzlich festgeschrieben wird. Denn die Vjosa sei "durch politische Unsicherheit und opportunistische Gier in ihrer bisher größten Gefahr". Zwar hätten im September 2020 albanische Politiker öffentlich die Einrichtung eines Vjosa-Wildfluss-Nationalparks, der das gesamte Wassernetz der Nebenflüsse schützen soll, angekündigt, aber die Bürger- und Aktivist*innen vor Ort seien "zunehmend alarmiert, dass hinter verschlossenen Türen Kompromisse gemacht werden". Seit mehr als 10 Jahren kämpfen lokale Aktivist*innen, internationale Gruppen, mit Unterstützung aus Wissenschaft und Kunst gegen einen "Tsunami" von geplanten Wasserkraftprojekten auf dem Balkan. Unter anderem ist dabei der Kurzfilm "Vjosa Forever" entstanden, der die Menschen überall auf der Welt dazu aufrufen soll, sich den Forderungen anzuschließen. 94 Prozent der albanischen Bevölkerung seien laut Umfragen für die Einrichtung eines Vjosa-Nationalparks. [jg]

Artikel zum EEA-Bericht: Water and agriculture; towards sustainable solutions

Artikel zum EEA-Bericht: Europe's clean bathing waters – success in environmental policy and management

EuroNatur: Albanien vor der Wahl: Nationalpark oder Zerstörung der Vjosa

Sauberes Trinkwasser braucht intakte Ökosysteme

Die Riffreporter (Sonja Bettel) haben in einem Überblicksartikel lauter Fakten rund um die Trinkwasserversorgung zusammengetragen. Fazit: Naturschutz ist eine "Überlebensfrage", denn ohne den Schutz von Flüssen, Feuchtgebieten und Böden wird die Bereitstellung von sauberem Wasser immer schwieriger. Weiterlesen

Wasserkraft ― Holzweg für Klimaschutz und Entwicklungspolitik

Das Forum Umwelt & Entwicklung lädt zur Diskussion über Wasserkraft ein:

Der dritte Teil der online-Veranstaltungsreihe "Stadt – Land – Gewässer: Wasser für Alle?!" findet am 11. März von 14 bis 16 Uhr statt. Trotz ihrer längst bekannten problematischen Auswirkungen wird Wasserkraft immer noch als regenerative Energie bezeichnet, und wird als Alternative für die Verstromung von fossilen Energieträgern und Beitrag zum Klimaschutz beworben. Dabei leisten besonders die in Europa rapide zunehmenden Kleinwasserkraftanlagen nur einen äußerst geringen Beitrag zur Stromproduktion. Darüber hinaus verursacht die Wasserkraft enorme soziale und ökologische Probleme: Staudämme gehören zu den Hauptverursachern des globalen Artensterbens, sie verringern die Sedimentlast von Flüssen, verstärken die Flussbetterosion und zerstören wichtige Ökosysteme und Landwirtschaftsflächen. Informationen und Anmeldung

BUND-Projekt: Lebendige Auen für die Elbe

Abschlussfilm über wertvolle Auenwälder

Ein etwa achtminütiger Abschlussfilm zur Renaturierung von Auen an der Elbe zeigt, wie mit Beteiligung der Anrainer - Auenwerkstatt, Pflanzaktionen, App zur "hohen Garbe" - wertvoller Auenwald reaktiviert und die eine oder andere neue Flutrinne geschaffen worden ist.
Das nunmehr abgeschlossene Projekt "Lebendige Auen für die Elbe" wurde gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt. Durch die Maßnahmen des BUND-Auenzentrums zählt das Areal mit rund 420 Hektar Überflutungsfläche jetzt zu den vier größten dieser Art in Deutschland. YouTube-Video

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Nachdem am 22. März bei der vorbereitenden Sitzung (AStV/COREPER) keine Mehrheit für die Abstimmung des Umweltrates über die Naturwiederherstellungsverordnung (Nature Restauration Law – NRL) gefunden werden konnte, flog das Thema von der Agenda des Umweltrates am 25. März. Zuverlässigkeit scheint d...