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EU-weit einheitliches Ladekabel für E-Bikes
Publikation | 11.12.2025
#EU-Umweltpolitik #Klima und Energie #Mobilität #Wirtschaft

EU-weit einheitliches Ladekabel für E-Bikes

Mann mit Fahrradhelm steck Ladestecker für E-Bike in Steckdose
© go-e/Unsplash

Am 8. Dezember haben 17 Verbände EU-Umweltkommissarin Jessika Roswall in einem offenen Brief dazu aufgefordert, einen gesetzlichen Standard für einen europaweit einheitlichen Ladestecker für Elektrofahrräder und andere leichte Fortbewegungsmittel einzuführen. Die Vielzahl proprietärer Ladestecker und Ladeprotokolle verhindert den Ausbau einer flächendeckenden öffentlichen Ladeinfrastruktur, schränkt die Reparierbarkeit ein, birgt Sicherheitsrisiken, verursacht unnötigen Elektroschrott und führt zu hohen Kosten bei Flottenbetreibenden.

Nach dem Vorbild des seit Ende 2024 geltenden USB-C-Standards fordern die Verbände einen europaweiten Ladestandard für Elektrofahrräder und andere leichte Fortbewegungsmittel. Nur mit einer attraktiven, sicheren und ressourcenschonenden Infrastruktur kann die Mobilitätswende erfolgreich gelingen. [md]


Gemeinsamer offener Brief an EU-Kommissarin Jessika Roswall zur Festlegung eines gemeinsamen Ladesteckers für Elektrofahrräder und andere leichte Fortbewegungsmittel

Sehr geehrte Frau Kommissarin Roswall,

die Vielzahl unterschiedlicher Ladestecker für Elektrofahrräder und andere Leichtelektrofahrzeuge behindert die grüne Transformation Europas unnötig. Das Fehlen eines einheitlichen Ladesteckers führt zu hohen Kosten für Flottenbetreiber, schränkt die Reparaturfähigkeit ein, birgt Sicherheitsrisiken und verursacht unnötigen Elektroschrott, und macht es nahezu unmöglich, eine private und öffentliche Ladeinfrastruktur für Leichtelektrofahrzeuge aufzubauen. Daher muss ein gemeinsamer Ladestecker gesetzlich vorgeschrieben werden, ähnlich wie bei tragbaren Elektrogeräten und Elektroautos. Wir fordern Sie daher auf, einen einheitlichen Ladestecker in der EU vorzuschreiben, analog zu tragbaren Elektrogeräten und Elektroautos.

Als umweltfreundliche Alternative zum Auto bieten Elektrofahrräder ein enormes Potenzial für die Mobilitätswende. Um möglichst viele Menschen zum Umstieg vom Auto auf das E-Bike zu motivieren, muss dessen Nutzung so attraktiv wie möglich gestaltet werden. Eine einheitliche Ladeinfrastruktur ist hierfür von großer Bedeutung.

Derzeit machen es hunderte unterschiedlicher, oft proprietärer Ladegeräte für Elektrofahrräder nahezu unmöglich, Lademöglichkeiten für Verbraucher*innen und gewerblich Nutzende anzubieten. Dies gilt sowohl für Angebote beim Einkaufen, in Restaurants, in Hotels oder am Arbeitsplatz als auch für den gesamten Tourismussektor – einschließlich Ferienwohnungen, Campingplätzen, Touristinformationszentren, Sehenswürdigkeiten und weitere touristische Infrastruktur. Zunehmend möchten diese Akteure ebenso wie kommunale Initiativen ihren Gästen eine vielseitige öffentliche Ladeinfrastruktur für Leichtelektrofahrzeuge anbieten. Standardisierung ist daher unerlässlich, um sichere und praktische Lademöglichkeiten im öffentlichen Raum anzubieten, insbesondere für Nutzer*innen, die keinen Zugang zu einer privaten Garage haben. Lademöglichkeiten unterwegs, beispielsweise in Hotels, Restaurants oder während Radtouren, werden durch die Standardisierung des Ladesteckers endlich nahtlos möglich. 

Die fehlende Standardisierung erschwert nicht nur das Laden von Fahrrädern im öffentlichen Raum, sondern verursacht auch einen erheblichen zusätzlichen Arbeitsaufwand und Kosten für Flottenbetreiber (z. B. Fahrradverleiher, Lieferdienste usw.). Sobald eine einheitliche Infrastruktur geschaffen ist, könnten Hersteller Adapter bereitstellen, die eine Nutzung auch mit älteren Leichtelektrofahrzeugen ermöglichen.

Proprietäre Ladestecker können auch ein Hindernis für die Reparierbarkeit und Langlebigkeit darstellen. Bei proprietären Systemen sind Nutzende für Reparaturen und Ersatzteilen vollständig von einem einzigen Hersteller abhängig. Es gab bereits zahlreiche Fälle, in denen Verbraucher*innen ihr Elektrofahrrad nicht mehr nutzen konnten, weil das Ladegerät oder zugehörige proprietäre Komponenten defekt und nicht mehr erhältlich waren. Darüber hinaus können Hersteller proprietärer Anschlüsse sicherstellen, dass wichtige Daten zum Zustand der Batterie nur von autorisierten Werkstätten des Herstellers ausgelesen werden können. Dies erhöht die Wartungs- und Reparaturkosten beziehungsweise den erforderlichen Aufwand für Reparaturen. Ein einheitlicher Ladestecker stellt daher eine gute Möglichkeit dar, die Reparierbarkeit und Langlebigkeit von Elektrofahrrädern und anderen Leichtelektrofahrzeugen zu verbessern. Letztlich würde ein einheitlicher Ladestecker auch den unnötigen Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastung durch die Produktion zahlreicher inkompatibler Ladegeräte reduzieren.

Eine standardisierte Ladeschnittstelle für Leichtelektrofahrzeuge wäre auch ein wichtiger Schritt in Richtung größerer Sicherheit. Heute birgt die Verwendung unterschiedlicher individueller Ladestecker Sicherheitsrisiken, da einige Ladegeräte zwar an bestimmte Akkumodelle angeschlossen werden können, aber möglicherweise nicht das richtige Ladeprotokoll, die richtige Pinbelegung oder Spannung unterstützen. Dieses Problem wird besonders kritisch bei größeren Flotten, die mit unterschiedlichen Modellen betrieben werden. Ebenso birgt das Laden der Batterien von Leichtelektrofahrzeugen zu Hause ohne standardisierte Schnittstelle vermeidbare Risiken, die durch eine Standardisierung leicht behoben werden können. 

Nur durch die konsequente Einführung einer einheitlichen Ladeschnittstelle, sowohl im öffentlichen Raum als auch zu Hause, können Sicherheit, Nachhaltigkeit und eine einfache Handhabbarkeit gewährleistet werden. Wir bitten Sie daher, rasch einen gemeinsamen Ladestecker für Elektrofahrräder und andere Leichtelektrofahrzeugevorzuschreiben.

Eine solche Regelung könnte über die EU-Ökodesignverordnung (ESPR) oder die EU-Batterieverordnung eingeführt werden und sollte analog zu den Vorschriften zur Standardisierung von Ladesteckern für tragbare Elektrogeräte und Elektroautos gestaltet werden. Bislang haben es die Hersteller von Elektrofahrrädern und Leichtelektrofahrzeugen versäumt, einen gemeinsamen Ladestecker zu etablieren, daher ist eine gesetzliche Regelung erforderlich.

Im Namen aller unterzeichnenden Organisationen
Mit freundlichen Grüßen

DUH, Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft, Canopea, Clean Air London, Deutscher Naturschutzring, Deutscher Tourismusverband, Environmental Coalition on Standards, Electric Vehicles Technology Collaboration Programme, European Environmental Bureau, Habitat for Humanity Bulgaria, Levegő Munkacsoport, Milieukontakt Albania, NABU, Respire, Verkehrsclub Deutschland, Verkehrsclub Österreich und 2Celsius.

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