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Fluorierte Substanzen kontaminieren ganz Europa
EU-News | 01.03.2023
#Chemikalien #Landwirtschaft und Gentechnik

Fluorierte Substanzen kontaminieren ganz Europa

Wasserprobenentnahme fürs Labor: Sind Schadstoffe enthalten?
© Adobe Stock - reewungjunerr
Wasserprobenentnahme fürs Labor: Sind Schadstoffe enthalten?

Mehr als 17.000 Standorte in ganz Europa sind durch sogenannte Ewigkeitschemikalien aus der PFAS-Gruppe kontaminiert. Das zeigt eine eine exklusive, monatelange Untersuchung von 18 europäischen Nachrichtenredaktionen vom 23. Februar. Perfluoralkyl- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS), auch bekannt als Fluoralkylsubstanzen (oder fluorierte Substanzen) verursachen erhebliche Umwelt- und Gesundheitsschäden.

PFAS finden sich inzwischen in Fließgewässern, in Böden, in Organismen und im menschlichen Körper. Laut Recherchen gibt es in Europa 20 Produktionsanlagen und mehr als 2.100 Standorte, die als PFAS-Hotspots angesehen werden können. Dies seien Orte, an denen die Kontamination ein Niveau erreicht, das als gesundheitsgefährdend für die exponierten Personen gilt.

Die Untersuchung "The Forever Pollution Project" deckt weitere 21.000 mutmaßliche Kontaminationsstellen auf, die auf aktuelle oder frühere industrielle Aktivitäten zurückzuführen sind. Allein in Deutschland – so investigative Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung - sind es über 1.500 Standorte, davon 300 Hotspots. Viele davon seien der dort wohnenden Bevölkerung nicht einmal bekannt.

Der BUND kommentierte, dass es zu einem umfassenden und EU-weiten Verbot der gesamten Gruppe der PFAS „keine Alternative“ gebe. Die deutsche Regierung müsse sich dafür einsetzen, dass die EU-Kommission umgehend einen strikten Gesetzesvorschlag auf den Weg bringt, und im eigenen Land eine nationale Strategie für die Sanierung kontaminierter Orte entwickeln, forderte der BUND.

Bereits 2019 hatte der Nordische Rat die jährlichen Gesundheitskosten durch die Schädigung durch PFAS für die nordischen Länder [Dänemark, Finnland, Island, Norwegen, Schweden, die Färöer Inseln, Grönland und Åland] auf 2,8 bis 4,6 Milliarden Euro und für alle EU-Länder sowie Island, Liechtenstein und Norwegen auf 52 bis 84 Milliarden Euro geschätzt. Rechnet man die Kosten für Trinkwasseraufbereitung und Sanierung der Böden hinzu, komme man sogar auf Werte zwischen 17 bis 171 Milliarden Euro jährlich.

Auf EU-Ebene liegt ein Verbotsvorschlag für die PFAS-Gruppe vor, der unter anderem von Deutschland mitgetragen wird (EU-News 09.02.2023). Für Unternehmen, die feststellen wollen, ob ein Verbot sie betrifft und welche Ausstiegsmöglichkeiten es gibt, hat die Organisation ChemSec einen PFAS-Leitfaden herausgegeben. [jg]

The Forever Pollution Project

Nordic Council: Fluorinated substances pollute for billions of Euros every year

Berichterstattung tagesschau (Text und Video)

BUND: Kommentar zu PFAS: Chemikalie für die Ewigkeit – BUND fordert EU-weites Verbot

ChemSec helps businesses map PFAS hotspots ahead of EU ban

Chemikalien-News kurz & knapp
  • POPs: Am 24. Februar hat die EU-Kommission einen delegierten Rechtsakt angenommen, in dem die Konzentration von Perfluoroctansäure (PFOA), ihrer Salze und PFOA-verwandte Verbindungen geregelt wird.
  • Facts: Der Verband der Europäischen chemischen Industrie (CEFIC) hat Daten und Fakten 2023 herausgegeben, unter anderem geht es auch um Investitionen zur Transformation bis 2050.
  • Neonikotiniode & Co: Der European Academies’ Science Advisory Council (EASAC) zeigt sich in einem neuen Bericht besorgt darüber, dass die Mitgliedstaaten und die Industrie Schlupflöcher in den EU-Pestizidvorschriften nutzen, um die weitere Verwendung verbotener Insektizide zu ermöglichen.
  • Export: Die EU-Kommission plant laut Konsultationsseite eine Initiative zu gefährlichen Chemikalien und einem Verbot der Produktion von in der EU verbotenen Chemikalien für den Export noch für das erste Quartal 2023.
  • Pestizid: Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA hat sich zum im Maisanbau genutzten Pestizid S-Metolachlor geäußert, das in Frankreich demnächst verboten werden soll.

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PFAS-Verbot: Stand der Dinge

Die besonders langlebigen und schädlichen „Ewigkeitschemikalien“, per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) sollen als Gruppe verboten werden. Der Verbots-Vorschlag könnte nun aber abgeschwächt werden, heißt es in einem Fortschrittsbericht der Europäischen Chemikalienagentur ECHA in Zusammenarbeit mit fünf nationalen Regulierungsbehörden....