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GAP nach 2027: Verbände fordern deutliche Korrekturen
EU-News | 09.12.2025
#Biodiversität und Naturschutz #EU-Umweltpolitik #Landwirtschaft und Gentechnik

GAP nach 2027: Verbände fordern deutliche Korrekturen

Verbände-Plattform zur GAP
© Cristoph Soeder
Verbände-Plattform zur GAP Event 1.12.2025

Ein breites Bündnis aus rund 40 Verbänden kritisiert die aktuellen Vorschläge der EU-Kommission zur EU-Agrarpolitik als Rückschritt für Umwelt-, Klima-, und Tierschutz in der Landwirtschaft. Die Organisationen fordern konkrete Nachbesserungen wie verbindliche Budgets für Umweltmaßnahmen und stärkere Mindeststandards. Die gesellschaftliche Legitimation der Agrargelder stehe auf dem Spiel.  

Am 1. Dezember 2025 hat die Verbände-Plattform zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ihre aktuelle Stellungnahme Notwendige Nachbesserungen der Vorschläge der EU-Kommission für die GAP nach 2027 veröffentlicht. Das Papier wurde bei einer gut besuchen Veranstaltung in Berlin präsentiert. Neben zahlreichen Vertreter*innen aus Verbänden, Zivilgesellschaft und Ministerien zählten auch Landwirtschaftsminister Alois Rainer sowie der parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Carsten Träger, zu den Gästen des Events. 

In der Stellungnahme kritisieren die rund 40 Verbände aus Landwirtschaft, Umwelt-, Klima-, Verbraucher- und Tierschutz sowie der Entwicklungszusammenarbeit die aktuellen Vorschläge der EU-Kommission zur GAP nach 2027. Das Bündnis sieht die Gefahr, dass zentrale Umweltziele geschwächt werden, wenn künftig weniger Mittel für Maßnahmen im Bereich Umwelt-, Klima- und Tierschutz reserviert und gleichzeitig Umweltstandards abgesenkt werden. Daher warnen die Organisationen vor Rückschritten in der EU-Agrarförderung und fordern die Bundesregierung und das EU-Parlament auf, in den anstehenden Verhandlungen substanzielle Verbesserungen durchzusetzen. 

Breites Bündnis warnt vor Rolle rückwärts 

Konkret seien die Kommissionentwürfe dringend um ein verbindliches Mindestbudget für Umweltmaßnahmen, die zukünftig Agrarumwelt- und Klimaaktionen (AUKA) genannt werden, zu ergänzen. Eine Benachteiligung der AUKA gegenüber den pauschalen Flächenprämien lehnen die Verbände klar ab. Sie kritisieren zudem, dass die EU-Vorschläge keine einheitlichen, EU-weiten ökologischen Mindeststandards (bisher: Konditionalität, zukünftig: „farm stewardship“) mehr vorsehen. Die geplante Differenzierung der Basisprämie nach Betriebstypen und Regionen bietet aus ihrer Sicht zwar Chancen für eine gezieltere Förderung, sie müsse aber unbedingt auch Umwelt- und Tierschutzkriterien einbeziehen. Zudem fordern die Verbände eine deutlich weitergehende Reform der Gemeinsamen Marktordnung, um die Position der Landwirtinnen und Landwirte in der Wertschöpfungskette zu stärken. Auch die Finanzierung aller bisherigen Instrumente der ländlichen Entwicklung müsse gesichert werden.

Die wichtigsten Forderungen im Überblick:

  • „No backtracking“ - Einführung eines Mindestbudgets für die Agrarumwelt- und Klimaaktionen.
  • Die Kofinanzierungssätze dürfen die Agrarumwelt- und Klimaaktionen nicht benachteiligen.
  • Die Differenzierung der Basisprämie auf Umwelt- und Tierschutzaspekte ausweiten.
  • „Farm Stewardship“ muss den Schutz bäuerlicher Produktionsgrundlagen europaweit einheitlich sicherstellen und darf den Schutz von Dauergrünland keinesfalls ausblenden.
  • Die aus der Staffelung der Basisprämie freiwerdenden Mittel zur Honorierung von Umwelt-, Klima- und Tierschutzleistungen nutzen.
  • Die Förderung des Generationenwechsels konsequent auf gute Konzepte ausrichten.
  • Für eine grundlegende Reform der Gemeinsamen Marktordnung.
  • Die ländliche Entwicklungspolitik darf nicht unter den Tisch fallen.

Honorierung von Leistung statt Flächenprämie

Mit Blick auf die Vorschläge der EU-Kommission warnte DNR-Geschäftsführer Florian Schöne vor gravierenden Rückschritten in der EU-Agrarpolitik. Er sieht die reale Gefahr, „hinter die ohnehin nur zaghaften Fortschritte früherer Reformen der EU-Agrarpolitik zurückzufallen“. Statt pauschale Flächenprämien für weitere Jahre „zu zementieren“, müssten die Milliarden an Steuergeldern gezielt die Leistungen der Landwirtinnen und Landwirte im Natur-, Klima- und Tierschutz honorieren. Dies sei ökologische Notwendigkeit und zugleich „breiter gesellschaftlicher Konsens“.

Schöne betonte, dass die Bundesregierung und EU-Parlament dafür sorgen müssen, dass besonders nachhaltige Landwirtschaftsformen wie der Ökolandbau gestärkt und Umweltmaßnahmen für alle Betriebe wirtschaftlich attraktiv ausgestaltet werden. Dafür sei die „Verankerung und schrittweise Ausweitung verbindlicher Mindestbudgets für Umweltmaßnahmen zwingend erforderlich“. Außerdem könne die gesellschaftliche Legitimation der EU-Agrarförderung langfristig nur mit wirksamen Umweltanforderungen gesichert werden. Ambitionierte Mindeststandards brauche es insbesondere „zum Schutz der Artenvielfalt sowie von Dauergrünland, Böden und Mooren.“ 

Auch für Olaf Bandt, den Vorsitzenden des BUND, gehen die Vorschläge der Kommission in die falsche Richtung. Eine pauschale Basisprämie, „die keine positive Naturschutz- oder andere Gemeinwohlwirkung erbringt“, sei in Zeiten knapper Kassen kaum vermittelbar. Stattdessen müsse „öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“, die Leitidee für die GAP ab 2028 sein. Somit könnten „wettbewerbsfähige bäuerliche Betriebe“, „lebendige ländliche Räume“ und der „Erhalt der Natur in der Agrarlandschaft“ zusammengebracht werden.

Ottmar Ilchmann, Sprecher für Agrarpolitik bei der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), machte deutlich, welche Folgen eine mögliche Kürzung des GAP-Budgets haben müsste: Erstens sei eine wirksame Degression und Kappung der Basisprämie notwendig, da Einkommensstützungen für Betriebe, die sie nicht benötigen, nicht mehr finanzierbar seien. Zweitens müssten Bäuerinnen und Bauern die Möglichkeit erhalten, wegbrechende Fördergelder am Markt zu kompensieren. Dafür sei eine stärkere Marktposition erforderlich. Ilchmann betonte, dass „eine verbindliche Vertragspflicht und freiwillige Mengenbegrenzungen im Zuge der GAP hierfür wichtige Instrumente“ seien. [bp]

Stellungnahme der Verbände-Plattform

Pressemitteilung DNR

Pressemitteilung BUND

Pressemitteilung AbL

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