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Diesel mit Sojaöl: gefährlicher Nachfrageboom in der EU
EU-News | 09.11.2020
#Klima und Energie #Mobilität #Biodiversität und Naturschutz

Diesel mit Sojaöl: gefährlicher Nachfrageboom in der EU

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c. Pixabay

Einer Studie zufolge könnte sich der Anteil von Sojaöl in Biokraftstoffen bis 2030 vervierfachen. Großflächige Abholzungen und der Verlust von Biodiversität wären die Folge. Umweltorganisationen warnen vor Soja als Palmölersatz.

Es ist ein ziemliches Malheur: Unter der europäischen Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II) sind Hersteller von Kraftstoffen verpflichtet, den Anteil an Biokraftstoffen EU-weit sukzessive zu erhöhen. Mit der Beimischung soll insbesondere Dieselkraftstoff ökologisch nachhaltiger und klimafreundlicher werden. Häufig greifen Hersteller auf Raps-, Palm- oder Sojaöl zurück. Doch um den steigenden Bedarf zu decken, braucht es riesige Anbauflächen.

Die neue Studie „Soy, land use change and ILUC-risk“ (Soja, Landnutzungsänderung und ILUC-Risiko) im Auftrag der Umweltorganisationen Transport & Environment (T&E), Deutsche Umwelthilfe (DUH) und Robin Wood beschreibt, wie in lateinamerikanischen Ländern systematisch Regenwald zerstört wird, um zunächst Weideflächen für Rinder anzulegen. In einem zweiten Schritt findet die Umwidmung von Weide- in Anbauflächen für Soja statt. Es handelt sich um eine Form indirekter Landnutzungsänderung (Indirect Land Use Change, ILUC), die Regenwälder und Feuchtgebiete als natürliche CO2-Senken und artenreiche Ökosysteme zerstört. Die Klima- und Biodiversitätskrisen werden dadurch verstärkt, heißt es in der Studie weiter.

Es ist ein Déjà-vu: 2019 hatte die EU-Kommission Palmöl als risikoreichen, nicht nachhaltigen Biokraftstoff eingestuft (EU-News vom 14.03.2019), weil der Anbau von Ölpalmen indirekte Landnutzungsänderungen verursachte. Bis 2030 soll Palmöl schrittweise aus den Dieseltanks in der EU verbannt werden. Da Palmöl zu einer Sackgasse geworden ist, verlagert sich der Fokus nun offenbar auf Sojaöl – mit ähnlich negativen Auswirkungen auf die Artenvielfalt und das Klima.

Transport & Environment, die DUH und Robin Wood fordern deshalb von der EU-Kommission, auch Sojaöl als extrem klimaschädlich einzustufen und es somit als Rohstoff für Agro-Kraftstoffe auszuschließen.

Fenna Otten, Tropenwaldreferentin bei Robin Wood, warnte eindringlich: „Wir dürfen nicht das eine Übel durch ein anderes ersetzen und anstelle von Palmöl nun Sojaöl dem Diesel beimischen. Wenn wir jetzt handeln und die Beimischung von Sojaöl stoppen, dann können wir den enormen Druck auf die Tropenwälder mindern und weiteren Kahlschlag verhindern!“

Die Studie wurde von dem Beratungsunternehmen Cerulogy im Auftrag von Transport & Environment, der Deutschen Umwelthilfe und Robin Wood erstellt. [aw]

T&E: EU demand for forest-ravaging soy diesel could quadruple – study 

Cerulogy Study: Soy, land use change and ILUC-risk. A review 

DUH und Robin Wood: Neue Studie: Sojaöl im Diesel deutlich klimaschädlicher als bisher bekannt    

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